Männer sind groß und stark, spielen Fußball und schminken sich natürlich nicht. Mädchen sind Prinzessinnen, ihre Lieblingsfarbe ist rosa, und von Autos haben sie keine Ahnung – Geschlechterklischees, die sich bis heute in unserer Gesellschaft halten. Es gibt allerdings nicht nur diese zwei Geschlechter. Die LGBTQAI+ Community ist Teil unserer Gesellschaft und wird immer präsenter.
Der Instagramer und TikToker Dimitri ist eine cisgeschlechtliche Person und bricht jeden Tag mit diesen Rollenklischees. Mit der Jungen Szene spricht er über seine Aufklärungsarbeit auf Social Media, warum bei diesem Thema noch unglaublich viel zu tun ist und wie sogenannte Allies die Community unterstützen.
Als cis-geschlechtliche Person bin ich mir meiner Privilegien bewusst, und es ist wichtig, das zu sein. Transpersonen identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, welches ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, und erleben allein deswegen viel Transfeindlichkeit. Sowohl online als auch analog. Und allein aus dem Fakt, dass ich zum Beispiel cis bin, erlebe ich diese Diskriminierung nicht.
Genau so, wie ich es online zeige: Ich breche sie auf, weil ich nichts von diesen Geschlechterklischees halte. Zum einen, weil jede Person aufgrund von Interessen Dinge mag oder nicht mag und nicht aufgrund vom Geschlecht. Und zum anderen, weil diese Klischees das binäre System bedienen, also davon ausgehend, dass es nur zwei Geschlechter gibt – was so nicht stimmt.
Das Ganze war und ist weiterhin noch ein Prozess. Mit jedem inspirierendem Gespräch, jeder positiven Begegnung, vor allem mit anderen queeren Menschen und jedem neuen „ersten Mal“ (zum Beispiel das erste Mal ein Kleid oder Rock zu tragen) gehe ich einen weiteren Schritt nach vorne, in dem ich mehr „ich“ bin. Die Jahre davor war ich natürlich auch ich selbst, aber jetzt bin ich viel selbstsicherer darin und merke, wie gut es mir tut, Dinge zu tun, die ich möchte und mich glücklich machen – und nicht die Dinge, die andere von mir sehen wollen.
Geschminkte Augen und gemachte Fingernägel sollten nicht nur für Frauen ganz normal sein. Foto: Sophia Emmerich
Oh yes, it happens. Allerdings nur online. Natürlich habe ich auch schon im realen Leben queerfeindliche Anfeindungen erlebt, aber da waren meine Videos nie der Grund für. Per Instagram erreichen mich manchmal Direct-Messages, wo sich Leute erstaunlich viel Zeit nehmen, mir beleidigende Sprachnachrichten zu schicken oder lange Texte zu schreiben, die mich schlecht fühlen lassen sollen. Allerdings breche ich die Sprachnachricht nach zwei Sekunden schon ab, wenn ich merke, in welche Richtung es geht. Meine Zeit investiere ich dann doch lieber in positive Dinge, und diese Nachrichten gehören nicht dazu.
Yes. Und das macht mich einfach total happy. Immer wieder erreichen mich dankbare Nachrichten, dass Leute jetzt wissen, welche Sexualität oder Geschlechtsidentität sie haben, oder dass sie sich gerade geoutet haben, weil sie durch meine Videos den Mut dazu bekommen haben. Und jedes Mal, wenn ich diese Nachrichten lese, denke ich mir: Dafür mache ich das. Das ist echt die größte Belohnung, wenn der Content so viel machen kann.
Solche Statistiken zeigen einfach, wie viel an Aufklärungsarbeit noch zu tun ist und dass sich viel, viel mehr Menschen mit der LGBTQIA+ Community solidarisieren müssen. Ich denke, dass man sich in einer Stadt sicher fühlt, wenn man sich generell wohl darin fühlt und die richtigen Leute um sich hat – so geht es mir zumindest. Und da Berlin eine der Top Städte in Deutschland für unsere Community ist, würde ich persönlich mich eher in kleineren Städten unsicherer fühlen, in denen LGBTQIA+ Menschen und Thematiken weniger repräsentiert werden.
Am Besten, wenn man ein Ally wird. Allies sind Menschen, die nicht Teil der Community sind, sie aber unterstützen. Das kann auf ganz viele Wege passieren: Sei für queere Menschen da, wenn sie gerade emotionalen Support brauchen. Gehe auf Demos, in denen es um die Rechte queerer Menschen geht, und spende an gemeinnützigen Organisationen.
Ich kann es voll verstehen, wenn man im ersten Blick denkt, „Wow, wofür stehen diese ganzen Wörter? Ich komme gar nicht hinterher.“ Aber das Wichtigste ist, nachzufragen, neugierig zu bleiben und offen zu sein.