Goslar. Das berufliche Gymnasium BBS Goslar-Baßgeige/Seesen hat in diesem Schuljahr eine Doppelqualifikation für Schülerinnen und Schüler mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik eingeführt. Sie absolvieren während ihrer Schulzeit ein vierwöchiges Praktikum im sozialen Bereich und erlangen zu der allgemeinen Hochschulreife ihren Berufsabschluss zum staatlich geprüften sozialpädagogischen Assistenten.
Schülerinnen und Schüler mit den Schwerpunkten Medientechnik und Mechatronik haben auch die Möglichkeit bekommen, neben ihrem schulischen Alltag ein zweiwöchiges Praktikum zu absolvieren, um verschiedene Studiengänge und den Berufsalltag kennenzulernen – allerdings ohne eine Doppelqualifikation.
Die Junge Szene hat mit den Jugendlichen über ihre praktischen Erfahrungen gesprochen, ob die Praktika einen Mehrwert für sie hatten und ob Doppelqualifikation auch Doppelbelastung bedeutet.
Der 16-jährige Till Raake geht in die 11. Klasse des berufsbildenden Gymnasiums mit dem Schwerpunkt Medientechnik. Während des Praktikums hat er an der TU Clausthal an verschiedenen Workshops teilnehmen dürfen und besonderes Interesse für die Entwicklung des autonomen Fahrens entwickelt. Außerdem durften sich die Schüler laut Raake an der Universität in Hildesheim umsehen. „Ich fand es sehr interessant zu sehen, welche Bereiche es gibt und was alles möglich ist“, so Raake. Auch ein Besuch im Rammelsberg Goslar war Teil des Praktikums.
Bei der Form der Lampen durften die Schüler ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Foto: BBS Baßgeige
Das Praktikum der Mechatroniker lief in der ersten Woche ähnlich ab wie bei den Medientechnikern. Auch sie besuchten die TU Clausthal, verschiedene Workshops und beschäftigten sich mit dem Berufsförderungsprojekt. Stellvertretend für ihre Klasse erzählen der 16-jährige Joost Erdmann und der 17-jährige Lennard Appelt, wie es am Ende ihres Praktikums zu einem Roboterwettkampf kam.
Der Schwerpunkt lag darauf, einen Roboter so zu programmieren, dass er verschiedene Befehle so präzise wie möglich ausführt. Zu Beginn ihrer zweiten Praktikumswoche haben die Schülerinnen und Schüler eine Problemstellung bekommen und mussten anhand dessen, den von der Schule bereitgestellten Roboter so einstellen, dass er funktioniert. Dabei habe ihnen das Wissen, das sie aus den Workshops erhalten haben, sehr geholfen, so Erdmann. Die Aufgabe bestand am Ende darin, den Roboter so zu programmieren, dass er einen Zylinder anhebt und diesen 20 Zentimeter weiter auf einem bestimmten Punkt ablegen kann. Nachdem sich die Schüler immer weiter von der Betriebsanleitung gelöst haben und durch Ausprobieren immer mehr mit der Materie vertraut wurden, haben Appelt und Erdmann den Wettkampf für sich entschieden.
Die Roboter bestehen aus Legosteinen. Foto: BBS Baßgeige
Beim Praktikum wurden laut Appelt aber nicht nur die Programmierfähigkeiten gestärkt. Auch zwischenmenschlich seien diese zwei Wochen eine Bereicherung gewesen, und neue Freundschaften wurden in der Mechatronikgruppe geknüpft. Joost Erdmann zieht folgendes Fazit: „Die Freiheit wie früher einfach mal wieder etwas zu machen und auszuprobieren gefiel mir sehr gut.“
Bei den Schülerinnen der Sozialpädagogik sah der Alltag während ihres zweiwöchigen Praktikums ein wenig anders aus. Die 16-jährige Kim Van Rahden hat ihre Zeit in einer Kindertagesstätte in Goslar verbracht und durfte den Berufsalltag einer Erzieherin kennenlernen. Während dieser Zeit sei ihr erst klar geworden, was Erzieherinnen und Erzieher jeden Tag leisten müssen. Durch die Erfahrungen weiß Van Rahden nun, dass sie in ihrer beruflichen Zukunft auf jeden Fall etwas mit Kindern machen möchte.
Auch die 17-jährige Elif Tutuk zieht ein positives Fazit. Zwar hatte sie zu Beginn ein wenig bedenken, dass die Kinder verhalten auf sie reagieren oder das sie mit den Stresssituationen überfordert sein könnte. Diese Bedenken wurden ihr jedoch schnell genommen. Tutuk erzählt, dass sie direkt in den Arbeitsalltag integriert wurde. Auch der 17-Jährigen wurde nach dem Praktikum klar, dass in ihrer beruflichen Zukunft Kinder ein Teil sein sollen. Sie sagt: „Es ist wirklich ein sehr schöner Job. Kinder zu fördern und zu sehen, wie sie sich durch meine Hilfe weiterentwickeln, das macht einen Sozi einfach glücklich.“
Tutuk ist nicht der Meinung, dass die Doppelqualifikation auch eine Doppelbelastung ist – ganz im Gegenteil. Sie fand es sehr gut, „nur“ zu arbeiten und sich nach Feierabend keine Sorgen um Hausaufgaben oder anstehende Klausuren machen zu müssen. Auch wenn die Arbeitstage länger als Schultage sind, hat sie die Zeit durchweg positiv empfunden.
Den ersten Teil ihres Praktikums haben die Schülerinnen vor den Herbstferien absolviert. Ihre allgemeine Hochschulreife und den Abschluss als sozialpädagogische Assistenz bekommen sie aber erst nach erfolgreicher Beendigung der13. Klasse. Der zweite Teil des Praktikums soll vor den Osterferien stattfinden.