Internationaler Freiwilligendienst
Freitag, 15.07.2022 , 18:45 Uhr

Roman (20) geht nach dem Abi nach Südafrika

Nach dem Abitur die Welt entdecken, dabei etwas Gutes tun und sich selbst neu erfinden. Viele Schülerinnen und Schüler träumen davon. Für den 20-jährigen Roman Lichtenfeld aus Bündheim in Bad Harzburg wird dieser Traum Realität. 

Roman Lichtenfeld ist 20 Jahre alt und hat sein Abitur auf dem NIG in Bad Harzburg gemacht. Foto: Privat

Der 20-jährige Roman Lichtenfeld vom Niedersächsischen Internatsgymnasium (NIG) wird am 5. September für ein Jahr nach Südafrika reisen, um dort einen internationalen Freiwilligendienst zu leisten. Mit der Jungen Szene hat er über seine Motivation gesprochen, vor welchen Dingen er Respekt hat und warum ihm diese besondere Erfahrung so wichtig ist.

Sein Vorhaben

In Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Sport-Club (ASC) Göttingen wird Roman Lichtenfeld hauptsächlich die Sportlehrer in der Pellsrus-Primary-School in Jeffreys Bay (70 Kilometer von Port Elizabeth entfernt) unterstützen. Er möchte den Kindern seine große Leidenschaft näher bringen – den Handball.

In erster Line geht es dem20-Jährigen bei seinem Abenteuer darum, sich persönlich weiter zu entwickeln, von neuen Kulturen zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. All das in Kombination mit seiner Vorliebe zum Sport. Er erzählt, dass viele gerade ältere Menschen denken, man würde einen Brunnen bauen, wenn man in Südafrika hilft und dann wieder nach Hause fliegen. So ist es aber ganz und gar nicht. Den Großteil seines Tages wird er in der Schule in Jeffreys Bay verbringen. Da Handball im Gegensatz zu Fußball nicht sonderlich weit verbreitet ist, möchte er den Kindern die Besonderheiten dieses Teamspiels nah bringen.

Individuelle Projekte

Am Nachmittag gibt es die Möglichkeit, eigene Projekte zu verwirklichen. Dabei wird den Freiwilligen freie Hand gelassen. Diese Zeit läuft unter dem Namen Afternoon Care und ist vergleichbar mit einem Hort. Neben Malen und Basteln möchte Lichtenfeld auch in dieser Zeit die Kinder für das Handballspielen begeistern. Bei dem Mondplaas-Projekt werden noch weitere sportliche Ausflüge mit den Kindern unternommen, die in der Regel bereits von den Freiwilligen aus den Vorjahren begonnen wurden. „Durch Sport, vor allem Teamsport, können besonders gut Werte wie Respekt, Fairness und Toleranz, aber auch Kampfgeist und das gegenseitige Aushelfen und Unterstützen vermittelt werden“, so der 20-Jährige. Da durch die Corona-Pandemie seit zwei Jahren keine Freiwilligen mehr nach Südafrika geschickt wurden, geht Lichtenfeld davon aus, die Projekte neu ins Leben rufen zu müssen. Er freut sich auf diese Herausforderung.

Fußball ist auf der ganzen Welt weit verbreitet, jetzt möchte Roman Lichtenfeld den Kindern Handball näher bringen. picture alliance / dpa | Marcus Brandt

Reiz fremder Kulturen

Das Leben in Südafrika ist anders als das Leben in Deutschland. Das ist auch dem ehemaligen Schüler bewusst. Neben den vielen Dingen, auf die er sich bei seiner Reise freut, gibt es natürlich auch Sachen, vor denen er ein wenig Respekt hat. Beispielsweise sagt er, dass die Kinder in der Schule kein Englisch lernen, sondern Afrikaans. Die Sprachbarriere könnte ihn im Umgang mit den Kindern vor einige Herausforderungen stellen, allerdings ist er trotzdem optimistisch und sagt, dass man sich zur Not auch mit Händen und Füßen verständigen kann. „Es gibt immer einen Weg zu kommunizieren“, so Lichtenfeld.

Bereits im Kindesalter ist er oft mit seinen Eltern ins Ausland geflogen und hat Unbekanntes sowie fremde Kulturen lieben gelernt. Daher ist es für ihn kein Problem, so lange von seinem Zuhause getrennt zu sein. Er sieht den Aufenthalt in Südafrika als Chance für sich selbst und betrachtet sich als „Vertreter von Deutschland“ in einer Position, in der er große Verantwortung trägt. „Seit der Kindheit haben meine Eltern mit mir ausgedehnte Urlaubsreisen in viele Länder unternommen. Dabei konnte ich sehr früh den Reiz fremder Lebensweisen und Kulturen für mich entdecken. Ich bin überzeugt, dass kultureller und intellektueller Austausch wesentlich zu einem friedlichen und respektvollen Miteinander beitragen“, erzählt er.

Die Bilder der Unterkunft, in der er ein ganzes Jahr verbringen wird, haben ihn positiv überrascht. Die verschiedenen Freiwilligen leben in einer Vierer-WG. Da sich diese außerhalb des Ortes befindet, bekommen sie sogar ein Auto gestellt. Außerdem ist laut des 20-Jährigen „die Infrastruktur auch ganz ordentlich.“ Besonders freut er sich über die vorhandene Waschmaschine in der WG.

Sport wird ein großes Thema bei dem Freiwilligendienst sein. Foto: Privat

Ohne Geld geht nichts

Der einjährige Aufenthalt in Südafrika muss natürlich irgendwie finanziert werden. Weder die Schulen noch die Eltern der Kinder können diese Aktion finanziell unterstützen.

Daher hat sich der ehemalige Schüler an eine Organisation gewendet, die Menschen mit seinem Vorhaben unterstützen. Nämlich an das Weltwärts-Programm. Dies ist eine Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Verschiedene Entsendeorganisationen in Deutschland kümmern sich um die Koordination und Umsetzung dieser Auslandsaufenthalte. Die Entsendeorganisation von Roman Lichtenfeld ist der ASC Göttingen in Kooperation mit der Sportjugend Niedersachen.

Das Weltwärts-Programm wird laut Lichenfeld zu 75 Prozent durch öffentliche Mittel des Bundes finanziert. Die restlichen 25 Prozent müssen über eigene Mittel oder Spenden finanziert werden. Das Geld, welches der 20-Jährige aufbringen kann, ist nicht für seinen eigenen Aufenthalt notwendig. Er erzählt, dass die aktuellen Freiwilligen immer auch für ihre Nachfolger sammeln, damit das Projekt finanziell am Laufen bleibt. Theoretisch könnte er auch mitfahren, wenn er kein eigenes Geld aufbringen kann. Sollte das allerdings bei allen Freiwilligen der Fall sein, (in der Regel sind es60 bis 70 Freiwillige) könnte der ASC diese Aufenthalte nicht mehr finanzieren, und das Projekt wäre gestorben. Außerdem wird das gesammelte Geld auch für die individuellen Projekte benötigt. Diese könnten sonst auch nicht finanziert werden, und die Kinder hätten nach der Schule nicht die Möglichkeit, mit den Freiwilligen Ausflüge zu machen.

Bisher hat der ehemalige Schüler rund 400 Euro durch Spenden eingenommen, benötigt werden allerdings 2800 Euro, um das Projekt auch für die kommenden Freiwilligen zu sichern.

Sein Spendenaufruf

Die Sammlung der Spenden gestaltet sich schwieriger als erwartet, so der 20-Jährige. Er hat sehr viele E-Mails an Unternehmen geschickt mit der Bitte, ihn zu unterstützen. Die erhofften Rückmeldungen blieben aus.

Außerdem hat er regelmäßig eine Spendendose bei seinem Handballtraining dabei und hofft, dass der ein oder andere Euro darin landet. Vor seiner Abreise hat er zudem noch eine Spendenfeier mit der Familie und Freunden geplant. Er erhofft sich weitere Spenden und sagt: „Um mein Weltwärts-Jahr zu realisieren und die Projekte vor Ort zu unterstützen, bin ich auf Spenden angewiesen.“


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