Schicksale in Bildern
Dienstag, 02.08.2022 , 15:00 Uhr

Jugendliche entwickeln Comics über Flucht und Landesgrenzen

Beim Projekt „Motion Comic als Erinnerungsarbeit“ sprechen Jugendliche mit Menschen, die flüchten mussten – zum Beispiel aus der Ukraine, Afghanistan, Syrien oder der DDR. Ihre Schicksals-Geschichten werden als Comic und Video erzählt.

Das Motion Comic „Grenzübertritte“ wurde im Juni veröffentlicht und ist auf YouTube verfügbar. Foto: Screenshot „Grenzübertritte“

Grenzübertritte, Flucht und Ausreise, geteilte Geschichten und Ankommen in der Fremde – Themen, die nicht nur in der Vergangenheit Deutschlands liegen, sondern seit dem Krieg in der Ukraine wieder präsent sind. Flucht und Grenzübergänge waren auch in Deutschland eine Zeit lang Alltag. Um an die Teilung Deutschlands zu erinnern und um aufzuklären, welche Auswirkungen dies hatte, gibt es von und für Jugendliche das sogenannte MoCom-Projekt (Motion Comic als Erinnerungsarbeit).

Motion Comics?

Motion Comics sind digitale, bewegte Bildgeschichten mit Text und Ton, eine Mischung aus Comic und Video. Als Format mit großem pädagogischem Potenzial wird sie in der Vermittlungsarbeit für junge Menschen genutzt.

Dabei sammeln junge Menschen in ihrem Umfeld Erinnerungen an die innerdeutsche Grenze und entwickeln daraus die Erzählung für ihren Motion Comic. Laut MoCom tauschen sich die Teilnehmer über Fotos, Interviews, Zeichnungen und Objekte aus und entwickeln gemeinsam eine Erzählung. Künstlerinnen und Künstler setzen die Ideen der Teilnehmenden professionell um. 

Im Juni dieses Jahres wurde das erste Projekt von Jugendlichen – „Grenzübertritte“ – veröffentlicht. Momentan entwickelt die zweite Gruppe die Erzählung für den zweiten Motion Comic zum Thema „Flucht und Ausreise“. Aktuell suchen die Organisatoren interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 15 bis 25 Jahren für die Produktion des dritten Motion Comics zum Thema „Geteilte Geschichte(n)“.

In der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn findet vom 9. bis 11. September der Auftaktworkshop für die Gruppe statt. In regelmäßigen Online-Treffen entwickeln die Teilnehmenden in den folgenden Monaten eine eigene Geschichte. Künstler und Experten stehen ihnen dabei zur Seite. Die Anmeldefrist läuft noch bis zum 28. August. Die Teilnahme an dem Projekt ist komplett kostenlos.

Wahre Geschichten

Felix Ludwig, der pädagogische Mitarbeiter des Projekts, erklärt, dass alle Motion Comics einen Wahrheitsanspruch haben und auf echten Erlebnissen von Zeitzeugen basieren. Damit das Manuskript von den Jugendlichen geschrieben werden kann, muss zunächst also Recherche betrieben werden. Um mit Menschen in Kontakt zu treten, die selbst diese Erfahrungen gemacht haben, sollen sich die Teilnehmer zunächst in ihrem eigenen Umfeld umhören oder in den sozialen Netzwerken nach möglichen Interviewpartnern suchen. Falls es Probleme geben sollte, helfen die Mitarbeiter der Gedenkstätte Marienborn den Jugendlichen bei ihrer Suche nach Zeitzeugen. 

Die Ausschreibung für das aktuelle Motion Comic Projekt. Foto: Privat

Wie alles begann

Das Projekt Motion Comic als Erinnerungsarbeit ist insgesamt auf zwei Jahre ausgelegt – von 2022 bis 2023.

Begonnen hat diese Art der Erinnerungsarbeit mit einem Comic der Mitarbeiterinnen, Dr. Anja Werner und Dr. Sarah Fichtner. Beide sind für die Beratung und Konzeption zuständig. „Geisterzüge“ ist das Projekt, mit dem alles angefangen hat. Zu finden ist der Comic hier.

Das aktuelle Projekt

Beim dritten und aktuellen Motion Comic geht es um „Geteilte Geschichte(n).“ Gemeinsam mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden Geschichten über Flucht, Heimatverlust, Trennung und Begegnung erarbeitet. Dabei soll aber nicht nur auf das bis1990 geteilte Deutschland zurückgeblickt werden, sondern auch auf die aktuellen Ereignisse: Migrations- und Fluchterfahrungen von Menschen aus der Ukraine, Afghanistan oder Syrien.

Wer interessiert ist, bei dem Projekt mitzumachen, im September aber keine Zeit hat, muss auf die Erfahrung nicht verzichten. Im März startet die vierte Runde mit dem Thema „Ankommen in der Fremde.“ Die Anmeldung für das Projekt im März 2023 ist bereits möglich.


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