Fahrschule Hoberg und Schilling
Montag, 03.10.2022 , 10:00 Uhr

Durch gestiegene Kosten: Führerschein so teuer wie ein Auto

Die Energie und Spritkosten sind höher denn je. Dadurch müssen auch Fahrschüler tiefer in die Tasche greifen. Der Inhaber der Fahrschule Schilling in Bad Harzburg erklärt: „Wir haben leider keine andere Wahl, als es an den Verbraucher weiterzugeben.“

Eine Fahrstunde á 45 Minuten kostet bis zu 55 Euro. Archivfoto: Armin Weigel/dpa

Der Tankrabatt ist seit dem1. September Geschichte, und auch die Energiekosten machen Verbrauchern und Unternehmen große Sorgen. Viele Menschen sind jedoch auf ihr Auto angewiesen und haben keine andere Wahl, als die Spritpreise von teilweise über zwei Euro pro Liter Benzin oder Diesel zu zahlen.

Auch Fahrschüler und Fahrschülerinnen sowie die Fahrschulen selbst sind von den gestiegenen Preisen betroffen. Die Junge Szene hat bei den Fahrschulen in der Region nachgefragt, wie viel Geld mittlerweile für den Führerschein eingeplant werden muss und ob sie einen Rückgang der Anmeldungen feststellen.

Klaus Hoberg, Inhaber der Fahrschule Hoberg in Goslar, berechnet für eine Fahrstunde (45 Minuten)55 Euro. Ebenso wie Bernd Schilling, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Bad Harzburg. Vor der Corona- und Energiekrise lag der Preis pro Übungsstunde noch bei 40 bis 45 Euro.

Teure Fahrerlaubnis

Laut Hoberg und Schilling hat der Führerschein im Jahr 2019 noch rund 1800 bis 2200 Euro gekostet - je nachdem, ob zusätzliche Fahrstunden benötigt werden und ob es zu Wiederholungen der Theorie- oder Praxisprüfung kommt. Stand jetzt sollte laut den Fahrschulinhabern 2500 bis 3000 Euro eingeplant werden. Hoberg erklärt, dass hinter der Preiserhöhung aber nicht allein der Anstieg der Sprit-, Personal- und Energiekosten steckt. „Auch durch höhere Anforderungen der TÜV-Prüfer, längere Prüfzeiten, und weil die Schüler mit den Fahrassistenzsystemen des jeweiligen Fahrschulwagens bestens vertraut sein müssen, da die Systeme auch in den praktischen Prüfungen zum Einsatz kommen“. Einen Rückgang der Anmeldungen kann Klaus Hoberg derzeit noch nicht feststellen. Anders sieht es bei Bernd Schilling aus. Er berichtet, dass es in den Sommermonaten durch die Urlaubszeit generell zu weniger Anmeldungen kommt und vermutet, dass für viele an erster Stelle der Urlaub und danach der Führerschein steht. Hoberg beschreibt seinen Job als „schwankendes Geschäft.“ Auch wenn September und Oktober normalerweise sehr anmeldungsstarke Monate seien, rechnet der Fahrlehrer mit rund 10 bis15 Prozent weniger Anmeldungen. Viele Leute seien aufgrund der Krise einfach vorsichtiger geworden, sagt Schilling. Über zu wenig Anmeldungen könne er sich momentan allerdings nicht beschweren.

Führerscheine könnten in der kommenden Zeit noch teurer werden. Foto: dpa Spata

Gestiegener Druck

Dass sich die Schülerinnen und Schüler durch die gestiegenen Preise mehr Mühe bei den Fahrstunden oder beim Lernen der Theorie geben, beobachten Hoberg und Schilling nicht. Jedoch sorgen die hohen Kosten für mehr Druck bei den Führerschein-Anwärtern. Hoberg erklärt: „Gelegentlich kommen Beschwerden der Eltern, dass der Führerschein so teuer geworden ist, gerade wenn Geschwisterkinder in den Vorjahren den Führerschein gemacht haben und dementsprechend weniger Kosten entstanden sind.“ Laut des Fahrschulenbetreibers ist eine Ausbildung nach Plan allerdings notwendig, damit seine Schüler im Straßenverkehr sicher sind. Daher ist eine erzwungene Verkürzung der Fahrstunden nicht empfehlenswert. Wie viele Übungsstunden benötigt werden, könne je nach Schüler variieren.

Um in den kommenden Monaten Geld einzusparen, ergreift Fahrschule Hoberg folgende Maßnahmen: „Wir werden die Temperatur im Unterrichtsraum reduzieren, die Reklamebeleuchtung wird ausgeschaltet und der Gürtel wird enger geschnallt, denn viel mehr Spielraum haben wir nicht, um Energie einzusparen. Ein energiesparendes Fahren gehört nicht erst seit den gestiegenen Spritpreisen zur Führerscheinausbildung.“

Eine Preisanpassung in den kommenden Monaten sei laut Hoberg und Schilling jedoch wahrscheinlich unumgänglich. Bernd Schilling vermutet, dass die Fahrstunden nochmals um rund zwei Euro teurer werden müssen. Er sagt: „Wir haben leider keine andere Wahl, als es an den Verbraucher weiterzugeben.“


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