Der beliebte Influencer und Unternehmer Fynn Kliemann musste in der vergangenen Zeit viel über sich ergehen lassen. Seine Lüge über die Herstellungsbedingungen der von ihm in Auftrag gegebenen Masken wurden vom ZDF Magazin Royale aufgedeckt. Seitdem kündigen ehemalige Partner des Unternehmers laufend die Zusammenarbeit.
Rechtsanwalt aus München, Dr. Dominik Herzog, schätzt ein, wie es in den nächsten Tagen und Wochen für den Influencer weiter gehen könnte, ob er sich von so einem Skandal wieder erholt und welche Fehler er direkt nach der dem Beitrag und der Konfrontation mit dem ZDF gemacht hat.
Vorab eine kurze Zusammenfassung über den aktuellen Fall Kliemann: Der Unternehmer, Musiker, YouTuber und Besitzer des Kliemannsland dokumentiert auf Social Media alles, was er den ganzen Tag über macht. Als die Corona-Pandemie die Welt in ihrer Intensität überraschte und es überall an Masken fehlte, fackelte Kliemann nicht lange und beschloss mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck seine eigenen Masken unter fairen Bedingungen und zum Selbstkostenpreis herzustellen – innerhalb Europas.
Kliemann bewirbt seine Masken auf Instagram. Foto: Screenshot Instagram fimbim
Zu Beginn hieß es, dass der Unternehmer und sein Geschäftspartner nichts mit den Masken verdienen wollen, sondern nur helfen. So hat er sich im Jahr 2020 die Firma Tigema dafür kritisiert zu teure Masken herzustellen und sagte: „Ich finde nur einfach, man sollte sich an einer solchen Krise nicht bereichern.“ Kliemann und Illbruck wollten laut eigenen Aussagen nichts an den Masken verdienen. „Zu diesem Preis trägt sich die Produktion gerade so und das ist okay, wir wollen damit nichts verdienen,“, so Kliemann im Focus Online Interview. Ein kurzes Rechenbeispiel des ZDFs zeigt allerdings das Gegenteil: „Auf der Website von „Global Tactics“ bezahlten Großkunden bei einer Bestellung ab 100 Masken 98 Cent, ab einer Bestellung ab 10.000 96 Cent, ab 20.000 Masken 93 Cent pro Stück. Setzt man diesen Verkaufspreis ins Verhältnis zum Einkaufspreis von 40 beziehungsweise 45 Cent, so konnte allein bei den 2,3 Millionen in Asien produzierten Masken mit über einer Million Euro Gewinn geplant werden.“
Die internen Chatverläufe, einige Dokumente und auch Sprachnachrichten sowie der detaillierte Fall rund um die Recherchen des ZDFs, sind auf der Website des öffentlich-rechlichen Senders zu finden.
Rechtsanwalt Dr. Dominik Herzog aus München. Foto: Screenshot Privat
Eine recht unbeliebte Klausel ist, sich das Recht vorzubehalten, den Vertrag jederzeit auflösen zu können – ohne jegliche Angabe von Gründen. Eine andere Möglichkeit wäre es eine Klausel einzubauen, die sich mit dem Thema „Imageschädigung“ befasst. Sollte das Image des Unternehmens einen Schaden durch einen Skandal des Influencers bekommen, kann die Zusammenarbeit fristlos beendet werden. Solch eine Klausel kann für nämlich für beide Vertragspartner recht sinnvoll sein.
Eine weitere Frage wäre, ob Kliemann für die Lüge über die Herstellungsbedingungen noch weiter rechtlich belangt werden kann. Rechtsanwalt Herzog kann zum jetzigen Zeitpunkt mögliche nächste Schritte nur vermuten. Wenn es zu einer Strafanzeige gegen Kliemann kommt, werden Ermittlungen eingeleitet und es kann für den Unternehmer zu einer Geldstrafe kommen. Außerdem kann es sein, dass er Geld an seine Kooperationspartner zurückzahlen muss. Allerdings muss erst abgewartet werden, ob es zu einer Strafanzeige kommt oder nicht.
Fakt ist, dass viele die Zusammenarbeit bereits beendet haben, wie zum Beispiel Viva con Agua und About You.
Um Kliemann mit den Rechercheergebnissen zu konfrontieren, hat das ZDF-Magazin Royale ihm einen Fragenkatalog geschickt, mit der Bitte diesen zu beantworten.
Das Video mit der Stellungnahme ist fast 30 Minuten lang. Foto: Screenshot Instagram fimbim
Da Kliemann das Video als Stellungnahme veröffentlicht hat, wurde in dem Beitrag nur ein kleiner Ausschnitt daraus gezeigt. Laut Herzog hätte ein beantworteter Fragenkatalog an die Redaktion mehr berücksichtigt werden müssen, als das Video.
Des Weiteren hätte ein Anwalt den Fragenkatalog mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel besser einschätzen können als der Musiker selbst. Darin waren nämlich nicht nur Fragen zum Thema Maskenproduktion enthalten, sondern auch zu ganz anderen Dingen wie zum Beispiel seine Musik oder das Kliemannsland. Ein Anwalt hätte in dieser Situation die Fragen objektiv und sachlich durchgearbeitet, und wahrscheinlich gemerkt, worauf der Katalog eigentlich abzielt. Herzog denkt, dass absichtlich Fragen zu anderen Themen eingebaut wurden, um nicht gleich den Kern der Recherche preiszugeben – nämlich die Masken.
Ob der Musiker und YouTuber sich wieder von dem Skandal erholen wird, kann Herzog zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. In nächster Zeit werden wohl noch alle Augen auf ihn gerichtet sein und es ist abzuwarten, was in den nächsten Wochen passiert. Dennoch ist der Rechtsanwalt der Meinung, dass jeder eine zweite Chance verdient hat.