Informatikerinnen und Informatiker sind dafür bekannt, dass sie sich intensiv auf ein Thema fokussieren können. Dabei tauchen sie häufig in eine Art Tunnel ab – wodurch bisweilen das Kommunizieren und das Teamwork in den Hintergrund treten.

Doch auch für Informatiker*innen nimmt das Arbeiten im Team in modernen, agilen Arbeitsumgebungen einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Im praxisorientierten Informatik-Studiengang Digital Technologies setzen die Programmverantwortlichen deshalb einen Schwerpunkt auf Projektarbeit und Teamwork: „Wir wollen Informatikerinnen und Informatiker ausbilden, die sich nicht nur durch fachliche Expertise auszeichnen, sondern auch durch die Fähigkeit, mit anderen Projektbeteiligten zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren. Gut funktionierende Teams mit einer guten Kommunikationskultur sind ein Nährboden für Innovationen“, sagt Marika Scholz, Geschäftsführung beim Center for Digital Technologies (DIGIT) der TU Clausthal. Das Angebot hat die TU Clausthal gemeinsam mit der Ostfalia Hochschule ins Leben gerufen.

Projektteam: autonomer Löschroboter


„Wir bilden hier Expertinnen und Experten für die digitale Transformation industrieller, nachhaltiger Prozesse aus. Es kommt also auch der Sinn nicht zu kurz, denn hier lernt man, wie man zu einer besseren Welt beitragen kann“, sagt Scholz. Etwa ein Drittel der Studienzeit fließt in Digitalisierungsprojekte, die immer einen Bezug zur Realität haben. Dieser wird teilweise durch unterschiedliche Beteiligungsformen von Partnerunternehmen des DIGIT eingebracht. Ein weiteres Drittel ihrer Studienzeit verbringen die Studierenden mit Informatik-Inhalten, den Rest mit Lehrveranstaltungen ihres bevorzugten Anwendungsgebiets, durch die sie ihren fachlichen Schwerpunkt festlegen. Sechs Bereiche stehen zur Auswahl: Autonome Systeme, Circular Economy und Umwelttechnik, Digitale Transformation, Energie, Industrie 4.0 und Mobilität.

Und die Zielgruppe nimmt das Angebot dankend an. „Ich habe lange nach genau so einem Studiengang gesucht. Als ich ihn dann endlich gefunden habe, bin ich extra aus Nordrhein-Westfalen nach Goslar gezogen“, sagt beispielsweise Niklas Lugowski. Er studiert Digital Technologies im 2. Semester. „Das hier ist ganz viel Learning by Doing, statt einfach nur in irgendeiner Vorlesung zu sitzen und dem Dozenten beim Monolog zuzuhören“, sagt er.

Auch xR-Anwendungen können in einem Digitalisierungsprojekt zur Anwendung kommen. Quelle: pexels-eren-li-7241575

„Wir setzen hier in Goslar ganz konkrete Digitalisierungsprojekte mit Unternehmen um“, ergänzt sein Kommilitone Hauke Hemmerling. „So kommt man in Kontakt mit der echten Welt, und lernt, wie man effektiv mit anderen Menschen zusammenarbeitet. So besteht nicht die Gefahr, im Elfenbeinturm zu versauern. Stattdessen können wir unser Wissen in realen Projekten anwenden.“ Hauke hat das Anwendungsgebiet Digitale Transformation als seinen Schwerpunkt gewählt. Eines seiner Projekte lebt auch nach dem Abschluss weiter. „Das ist eine Plattform für das soziale Projekt „Bücherkoffer“, die wir gemeinsam mit dem Hamburger Verein Coach@School entwickeln. Damit bringen wir Kindern aus bildungsfernen Familien das Lesen nahe. Die von meinem Team und mir programmierte und betreute Plattform soll dafür sorgen, dass die Kommunikation mit den Familien noch besser und vor allem niedrigschwelliger abläuft“, erklärt er.
Zudem gibt es mittlerweile auch schon drei Start-up-Ausgründungen: Da ist zum einen Firebot, ein autonomer Brandschutz- und Lösch-Roboter. Er ist selbstständig in der Lage, einen Brand zu erkennen, Rettungskräfte zu alarmieren und mit dem Löschen des Brandes zu beginnen.

Das GoTec in Goslar

Auch Hydroguard wurde von Digital-Technologies-Studierenden gegründet. Dabei handelt es sich um einen solarbetriebenen Sensor, der permanent den Nährstoffgehalt von Gewässern überprüft, um rechtzeitig vor dem „Umkippen“ Alarm zu schlagen. Ein wahrer Segen für Badeteich-Betreiber und Fischzüchter. Und dann ist da noch das Start-Up ceconsoft, das mit „recirc.it“ eine App entwickelt hat, mit der es unter anderem im Forschungsprojekt „Collect & Recycle“ die chronisch schlechte Recycling-Quote von Elektroschrott bekämpft. Dank des Dienstes können Haushalte ganz leicht Sammelboxen bestellen, um ausgediente Kleingeräte abholen zu lassen. 


Dominik Schulz arbeitet bereits an seiner Master-Arbeit, steht also kurz vor dem Abschluss seines Studiums. „Was ich hier wirklich genossen habe, ist, dass auch die menschliche Komponente stimmt. Man kennt hier alle Studierenden und ist andauernd im Austausch über die Projekte.“ Auf diese Weise würden wichtige Soft Skills erworben. „Besonders wichtig war mir, dass uns im Studium auch beigebracht wurde, wie man komplexe Projekte steuert, beispielsweise mit Hilfe der weltweit anerkannten Scrum-Methodik.“

Digital Technologies-Studierende im gegenseitigen Austausch

Jannes Bikker ist noch recht frisch im Studium. Doch schon jetzt weiß er, worin er sich einmal von klassischen Informatik-Absolventinnen und -Absolventen unterscheiden wird. „Dank der vielen Praxisprojekte habe ich am Ende eine prall gefüllte Mappe an Referenzen. Ich kann also belegen, dass ich gelernt habe, wie man Projekte angeht.“ Und besonders wichtig: Man darf auch Erfahrungen mit dem Scheitern machen, denn natürlich ist nicht jedes Projekt ein Triumphzug. „Das ist eminent wichtig und gehört zum Lernprozess auch dazu. Besser jetzt mal einen Fehler machen als später, wo es wirklich um große Summen geht. Ich bin mir sicher, dass Unternehmen es zu schätzen wissen, wenn ein junger Mensch mit derart viel Erfahrung von der Uni kommt.“




Kontakt zur Expertin aufnehmen:

Center for Digital Technologies (DIGIT)

Ein Forschungszentrum der TU Clausthal in Kooperation mit der Ostfalia Hochschule

Marika Scholz

Wallstraße 6

38640 Goslar

E-Mail: hello@digitecstudieren.de

Web: https://www.digitecstudieren.de/