Feuerlöscher, Batterien und Skistiefel das alles hat Eva-Maria Pabsch schon aus dem Bioabfall gezogen. Sie ist Geschäftsführerin der Gesellschaft für Biokompost mbH mit Sitz in Liebenburg, die die Bioabfälle aus dem Landkreis Goslar und Wolfenbüttel verwertet. „Das sind zwar eher ungewöhnliche Fälle, aber sie machen das Grundproblem deutlich: Es landen immer noch zu viele Dinge im Bioabfall, die da nicht reingehören.“

 

Kompostwerk Upen

Das Kompostwerk Upen der Gesellschaft für Biokompost mbH Foto: © KWB Goslar

Im Fokus hat Frau Pabsch dabei vor allem Plastikprodukte verschiedener Art. „Es gibt zahlreiche Haushalte, die ihren Bioabfall in einem Plastikbeutel sammeln, diesen zusammenknoten und dann in die Biotonne werfen“, berichtet sie. „Und auch Einweg-Kaffeekapseln finden wir immer wieder. Auch da ist zwar der Inhalt natürlich abbaubar, aber das Drumherum ist das Problem.“ Bis zu zehn Prozent des gesamten Bioabfalls im Landkreis werden auf diese Weise unbrauchbar. „Diesen Anteil müssen wir nicht nur aufwändig aussortieren, sondern anschließend auch noch entsorgen. Dadurch entstehen Kosten und Einnahmeausfälle, die die Haushalte am Ende natürlich leider über die allgemeinen Müllgebühren mittragen müssen.“

Auch die Bundesregierung hat erkannt, dass im Bioabfall viel Potenzial schlummert. Sie möchte die Qualität der Abfälle noch einmal deutlich erhöhen. Nicht zuletzt deswegen, weil es natürlich auch das umgekehrte Phänomen gibt: Im Durchschnitt landen immer noch ein Drittel der Bioabfälle im Restmüll. Das summiert sich deutschlandweit auf rund vier Millionen Tonnen wertvolle Biomasse, die jährlich verschwendet und nicht recycelt werden. In den Kompostieranlagen entsteht aus Bioabfällen nämlich Kompost, ein hochwertiger organischer Dünger und Bodenverbesserer für Gartenbau und Landwirtschaft. Kompost ersetzt herkömmlichen Mineraldünger und dient als Torfersatz in Blumenerden und schützt artenreiche Moorlandschaften. Biotonnen-Abfälle bereichern also unsere Böden, schonen kostbare Rohstoffe und schützen obendrein das Klima.

Der Landkreis Goslar trägt gern seinen Teil zu der Bioabfall-Verbesserung bei und schließt sich deswegen der bundesweiten Biotonnen-Challenge an. „So wie zahlreiche andere Landkreise nutzen wir dafür Daten aus vorherigen Sammlungen, bei denen wir den Fremdstoffgehalt genau ermittelt haben. In den kommenden Monaten werden wir dann mit zahlreichen Aktionen und Angeboten das Bewusstsein der Bürger für die korrekte Biotonnen-Befüllung schärfen. Anschließend werden wir im Frühjahr 2024 wieder das gleiche Sammlungsgebiet auswerten und schauen, wie stark sich die Qualität verbessert hat“, erklärt Pabsch. Das alles geschieht natürlich in der Hoffnung, einen bundesweiten Spitzenplatz zu erzielen. „Alle Bürger, egal ob Eigentümer oder Mieter, können dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen.“

Natürlich liefert Eva-Maria Pabsch auch gleich ein paar Tipps, wie das Vorhaben ganz leicht gelingen kann:

  1. Das größte Problem sind Plastikbeutel im Bioabfall. Auch solche, die als kompostierbar verkauft werden. „Papiertüten wären hier ideal, aber wir wissen natürlich, dass die bei Bioabfällen durchweichen können und dass das auch mal zu kleineren Unglücken auf dem Weg zur Biotonne führen kann, beispielsweise im Treppenhaus. Deswegen empfehlen wir gern solche Modelle, die innen mit Wachs beschichtet sind. Die sind haltbar und lassen sich gut kompostieren“, so Pabsch.
  2. Noch ökologischer ist es, Küchenabfälle in einem Vorsortiergefäß zu sammeln, und mit diesem dann zur Biotonne zu gehen, um es dort zu entleeren. „Es muss ja nicht immer der einfachste und hässlichste Plastikeimer sein“, sagt die Bioabfall-Expertin. Wer die Küchenabfälle nicht direkt in das Gefäß geben möchte, wickelt sie zuvor einfach in Zeitungspapier ein.
  3. Für wen diese beiden Methoden nicht in Frage kommen, der kann die Küchenabfälle auch im Plastikbeutel sammeln. Entscheidend ist allerdings, wie der dann entsorgt wird. Denn wer den Beutel offen lässt und nur den Inhalt in die Biotonne entleert, der kann die Plastiktüte anschließend im Restmüll entsorgen. „Das ist eine einfache Maßnahmen, die aber eine massive Wirkung hat, wenn es darum geht, den Bioabfall sortenrein zu erfassen", sagt Eva-Maria Pabsch.

Und dann räumt die Anlagenleiterin gleich noch mit ein paar Missverständnissen auf. „Im Allgemeinen gilt zwar, dass die Biotonne für alle Abfälle aus Garten und Küche geeignet ist. Also beispielsweise Kartoffel- und Eierschalen, Rasenschnitt, Laub, Kaffeesatz und Obstreste.“ Aber dann gibt es noch Produkte, bei denen nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, dass sie in der Biotonne nichts verloren haben, sondern zum Restmüll kommen: „Kleintierstreu, beispielsweise, weil es mineralischen Ursprungs ist. Und auch gekochte Essensreste haben in der Biotonne leider nichts verloren, ebenso wie Fleisch und Knochen.“

Wer noch Fragen zu seinem Bioabfall hat, der kann sich gern beim Landkreis informieren. Die Abfallberatung ist erreichbar unter der Telefonnummer 05321 376-706. Auch die Seite https://aktion-biotonne-deutschland.de hält zahlreiche Hinweise zu dem Thema bereit.

Gesellschaft für Biokompost mbH
Kreisstraße 2
38704 Liebenburg

Kontakt:
Tel. (05341) 338 438
Fax. (05341) 338 439
E-Mail: info(at)biokompost-upen.de
Internet: www.biokompost-upen.de

Gesellschaft für Biokompost mbH – Das Kompostierungsverfahren kurz erklärt

Die Gesellschaft für Biokompost mbH verarbeitet als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb seit 29 Jahren für die Landkreise Goslar, Göttingen und Wolfenbüttel die organischen Abfälle aus Küche und Garten zu hochwertigem RAL-gütegesichertem Kompost.

Mit dem Betrieb der zwei Kompostanlagen in Upen und in Bornum hat sich die 1992 gegründete Gesellschaft als wichtiger Baustein der Abfallwirtschaftskonzepte etabliert. Insgesamt steht für die Behandlung von Bioabfällen eine Verarbeitungskapazität von 40.000 t pro Jahr zur Verfügung. Die angelieferten Bioabfälle werden auf überdachten Rotteflächen zu Dreiecksmieten aufgesetzt und regelmäßig mit einem selbstfahrenden Mietenumsetzer zur Belüftung und Mischung umgesetzt. So wird ein für die Mikroorganismen optimales Milieu für den Kompostierungsprozess geschaffen.

Rottefläche Biokompost Upen

Ein Blick auf die Rottefläche, mit den zu Dreiecksmieten aufgesetzten Abfällen aus der Biotonne Foto: © KWB Goslar

Im Anschluss an den mindestens vierwöchigen Rotteprozess erfolgt die Absiebung des Komposts mit einem Trommelsieb. Dabei werden neben groben holzigen Bestandteilen die Fremdstoffe vom Kompost abgetrennt. Der so erzeugte Kompost kommt als begehrter organischer Dünger und zur Bodenverbesserung sowohl bei Landwirten als auch Hobbygärtnern zum Einsatz und wird aufgrund seiner vielfältigen positiven Eigenschaften sehr geschätzt.

Mit der Rückführung in den landwirtschaftlichen Produktionsprozess leistet die Kompostierung einen bedeutenden Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zum Klimaschutz in der Region. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, ist eine konsequente sortenreine Erfassung der organischen Abfälle für die Qualität der Komposte von besonderer Bedeutung.