Der monumentale Greif ist nämlich ein „Upcycling-Kunstwerk“ aus Holz, das ehedem zur alten Gammelmauer am Jakobikirchhof in Goslar gehörte. 2014 wurde die Mauer abgerissen, Steine davon dann für eine Spendenaktion angeboten. Nur das Holz an der Mauer wollte offenbar niemand haben, erinnert sich Stojan.

Holz der Gammelmauer

Seine Schwiegermutter ließ also einen Transporter kommen und schenkte ihrem Schwiegersohn das alte Holz – gegen eine kleine Spende an die Zille. In Stojans Gartenschuppen lagerte es über die Jahre, bis Daniel Stojan auf die „zündende Idee“ kam: Aus diesem Holz lässt sich doch ein Kunstwerk für den Welterbe-Wettbewerb gestalten.

Platz drei: Anika Sobania aus Liebenburg zeichnete mit Pastellkreiden diesen Blick aufs Breite Tor in Goslar.

Das vermeintlich gammelige Holz ist übrigens von edler Herkunft, „hochwertiges Meranti-Holz“, verrät Stojan. Stück für Stück gestaltete er daraus mit seiner Tochter das Kunstwerk – und fühlte sich selbst wie in Kindertagen: „Es hat mich vier Feierabende und eine Dose goldene Farbe gekostet – aber ich denke, es hat sich gelohnt“, schrieb Daniel Stojan, als er das Kunstwerk beim Wettbewerb einreichte.

Genauer gesagt: ein Foto davon. Denn der kreative Wettstreit „Dein Kunstwerk vom Welterbe!“ sollte in Corona-Zeiten ausschließlich online laufen. Der Wettbewerb war sozusagen die digitale Variante zur künstlerischen Aktion, die das Rammelsbergmuseum, die Welterbe-Stiftung, die Goslar Marketing-Gesellschaft (GMG) und die Goslarsche Zeitung für den 7. Juni – den internationalen Welterbetag – auf dem Jakobikirchhof in Goslar geplant hatte.

Rund zwei Wochen lief der Kunstwettbewerb online, an dem sich insgesamt 23Teilnehmer beteiligten.

Nach dem Einsendeschluss am vorigen Freitag war die Jury ge-fragt: Gesine Reimold (Welterbe Rammelsberg), Angelique Becker (GMG) und GZ-Volontärin Corinna Knoke trafen zunächst eine Vorauswahl von acht Kunstwerken, die dann Samstag und Sonntag beim Online-Voting auf der GZ-Homepage zur öffentlichen Abstimmung standen.

Die Jury hatte dabei die Qual der Wahl, denn die Beiträge waren insgesamt hochkarätig und vielgestaltig. Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Objekte und kunstvolle Fotos standen zur Auswahl. Erstes wichtiges Kriterium war, ob bei den Kunstwerken auch der Bezug zum Welterbe klar erkennbar war. In mehreren Durchgängen und Diskussionen trafen die drei Jury-Mitglieder schließlich die Vorauswahl.

Vorauswahl der Jury

Am Samstag und Sonntag, jeweils von 0 bis 24 Uhr, lief das Online-Voting, bei dem Leserinnen und Leser gefragt waren, die drei Preisträger zu ermitteln. Für den ersten Platz standen vier Harz-Cards für vier Tage plus Abenteuertour im Welterbe zur Debatte, für den zweiten Rang zwei Harz-Cardsfür vier Tage, und für den dritten Platz ging es um einen 50-Euro-Einkaufsgutschein in Goslar („Greif’s dir“).

Die künstlerische Form hätte bei den drei Erstplatzierten kaum unterschiedlicher sein können. Hinter dem „Hüter des Welterbes“ kam das „Aquamobile“ von Detlef Hänsel (71) aus Bad Lauterberg mit203 Stimmen auf den zweiten Rang. „Mein Kunstwerk ist ein kinetisches Objekt, welches mit einem Elektromotor angetrieben wird“, erklärte Hänsel in der Beschreibung: ein technisches Kunstwerk, das die positive Kraft der Oberharzer Wasserwirtschaft inszeniert. Aus einer hydraulischen Wäschepresse, einer Kübelspritze, Schläuchen, Gestänge, Wasserhahn und Antriebsrad konstruierte Detlef Hänsel ein Werk, das einer „Balancier-Dampfmaschine“ ähnele – knapp 1,30 Meter hoch.

Fast wie eine alte Fotografie in Sepia-Farbe wirkt die Zeichnung von der dritten Preisträgerin mit 157 Stimmen: Anika Sobania zeichnet mit Pastellkreiden auf handgeschöpftem Himalaya-Papier einen historischen Blick aufs Breite Tor der Goslarer Altstadt. Das gerahmte Motiv misst 40 mal 50 Zentimeter.

Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sagen wir noch mal ein herzliches Dankeschön.