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Vorbild Sherlock Holmes

GZ Plus IconWas Comic-Detektiv Nick Knatterton mit Bad Harzburg zu tun hat

2013 feiert Bad Harzburg Nick Knatterton mit einer Ausstellung. Und das aus gutem Grund.

2013 feiert Bad Harzburg Nick Knatterton mit einer Ausstellung. Und das aus gutem Grund. Foto: Beckmann

Vor 75 Jahren tauchte Nick Knatterton erstmals in einem Comic auf. Wie entstand der berühmte Comic-Detektiv, und warum führt seine Spur eigentlich nach Bad Harzburg?

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Von Holger Schlegel
Sonntag, 07.12.2025, 04:00 Uhr

Bad Harzburg. Am vergangenen Mittwoch jährte sich ein Ereignis zum 75. Mal, das nur noch die Älteren einordnen können: Am 3. Dezember 1950 erschien der erste Comicstrip mit dem Meisterdetektiv Nick Knatterton. Und noch weniger Menschen dürften wissen, dass dieser Charakter eigentlich ein Bad Harzburger ist: Sein Schöpfer und Zeichner Manfred Schmidt wurde am 15. April 1913 in der Kurstadt geboren. Vor 12 Jahren hatten ihm einige Bad Harzburger deshalb eine Ausstellung gewidmet. Da war Schmidt bereits 14 Jahre tot, er starb 1999 in Ambach am Starnberger See.

Manfred Schmidt. ist der Schöpfer von Nick Knatterton

Manfred Schmidt. Foto: picture alliance / dpa

Manfred Schmidt lebte nicht lange in Bad Harzburg, er wuchs in Bremen auf. Schon mit 14 Jahre wurden dort seine ersten Comics in den Bremer Nachrichten und in der Weser-Zeitung veröffentlicht. Nach dem Abitur studierte er an der Staatlichen Kunstgewerbeschule Bremen und arbeitete dann für den Ullstein Verlag als Pressezeichner. Zum Anfang des Zweiten Weltkriegs zeichnete er für die vom Reichspropagandaministerium kontrollierte Deutsche Zeichenfilm GmbH. 1942 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und war als Militärkartograf tätig. Er war Angehöriger einer Propagandakompanie der Waffen-SS. Politisch war Schmidt allerdings zeitlebens links eingestellt, er bezeichnete sich als „Edelkommunisten“ und sah in der DDR ein Gegenmodell zur Bundesrepublik. In der Nachkriegszeit war er zunächst in der Redaktion der bei Rowohlt erscheinenden und von Erich Kästner herausgegebenen pazifistischen Zeitschrift Pinguin beschäftigt. Nachdem er die Superman-Comics kennengelernt hatte, beschloss er, eine Parodie auf diese von ihm als primitiv und stumpfsinnig empfundene Erzählform zu fertigen: Nick Knatterton. Er hatte den Detektiv mit der Pfeife zwar bereits in den 1930er-Jahren erfunden, der Durchbruch kam aber an eben jenem 3. Dezember 1950 als Knattertons Detektivgeschichten im Comicformat in der Illustrierten Quick abgedruckt wurden.
Nick Knatterton im Bad Harzburger Wappen: Da kann man nur sagen. „Richtig kombiniert!“

Da kann man nur sagen. „Richtig kombiniert!“ Foto: Privat

Als Vorlage für den Detektiv diente ihm übrigens nach eigener Aussage die Verkörperung des Sherlock Holmes durch Hans Albers. Eine weitere wichtige Inspirationsquelle war der Romanheld Nat Pinkerton aus den 1920er Jahren, dessen Romane Schmidt in seiner Jugend gelesen hatte. Nick Knatterton wurde sehr erfolgreich. Schmidt verfilmte die Geschichten in seinem Studio Motive in den Jahren 1978 bis 1980 als Zeichentrick; die deutsche Erstausstrahlung erfolgte am 17. April 1978 in der ARD, was der Comic-Serie nochmals große Popularität verschaffte. Noch bis in 1990er-Jahre erschienen Sammelbände mit Knatterton-Comics. Das Markenzeichen neben Pfeife und kariertem Outfit war ein Wort, das quasi jeder Pointe vorausging: „Kombiniere...“
Michael Rother, Eckart Sackmann, Gregor Achenbach und Klaus Beddies (v.li.) präsentieren 2013 den Bad Harzburgern mit der Ausstellung ein ganz besonderes Präsent zum 100. GebuMichael Rother, Eckart Sackmann, Gregor Achenbach und Klaus Beddies (v.li.) präsentieren 2013 den Bad Harzburgern mit der Ausstellung ein ganz besonderes Präsent zum 100. Geburtstag Manfred Schmidts.

Michael Rother, Eckart Sackmann, Gregor Achenbach und Klaus Beddies (v.li.) präsentieren 2013 den Bad Harzburgern mit der Ausstellung ein ganz besonderes Präsent zum 100. Geburtstag Manfred Schmidts. Foto: Beckmann

Dennoch dürfte der Detektiv aus der Wirtschaftswunderzeit bei jüngeren Generationen gar nicht (mehr) bekannt sein. Und schon überhaupt nicht bekannt war vielen, dass Nick Knatterton eigentlich ein Bad Harzburger ist, zumindest in Bad Harzburg im übertragenen Sinne geboren wurde.

Das änderte sich im Jahr 2013, als Manfred Schmidts 100. Geburtstag begangen wurden. Neben zahlreichen überregionalen Ausstellungen gab es auch eine in Bad Harzburg. Initiiert worden war sie von Horst Beddies in Kooperation mit Gregor Achenbach in den Räumen der ehemaligen Post in der Bummelallee.

Mit Michael Rother und Eckart Sackmann waren gleich zwei Nick Knatterton- und Manfred-Schmidt Experten in den Harz gereist. Sackmann ist Comic-Experte und hatte 2013 zu Schmidts 100. Geburtstag einen Sonderband „Oh, Nick Knatterton“ herausgebracht, Michael Rother ist ein persönlicher Freund Schmidts gewesen. Zudem waren auch einige Nachfahren Manfred Schmidts, die heute noch in Bad Harzburg leben, zur Ausstellungseröffnung gekommen, sowie Freunde aus Kindertagen. Ganz vergessen ist der Nick-Knatterton-Vater in seiner Geburtsstadt also nicht.

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