Lesermeinung
Mittwoch, 31.08.2022 , 16:57 Uhr

Verlag hätte sich beraten lassen sollen

Sabine Lippert, Goslar, zum Artikel „Ravensburger-Verlag stoppt ‚Winnetou‘-Kinderbücher“ (GZ vom 23. August 2022)

 

 

Zunächst: Ich kenne den Inhalt von „Der junge Häuptling Winnetou“ nicht, kann also nicht beurteilen, inwieweit da romantisiert oder verfälscht wird.

Wenn man aus derlei Gründen ein Buch aus dem Programm nimmt – müssten dann nicht längst solche gelegentlich noch im Fernsehprogramm laufenden Western rausgenommen werden, in denen die „Rothäute“ als Abschusskulisse tapferer weißer Pioniere dienen? Stattdessen mal wieder jene Filme ausstrahlen, in denen der Verdrängung der Indigenen durch die „Zivilisation“ eine ungeschminkte Darstellung gewidmet ist.

Karl May hat sich auf seine Weise um das Schicksal der nordamerikanischen Ureinwohner unstrittig verdient gemacht. Oder laut Sachbuchautor Siegfried Augustin („Die Geschichte der Indianer“, 1998) „den Indianern mit seinem unsterblichen Winnetou das schönste Denkmal gesetzt.“

Bücher sollten immer aus ihrer Zeit verstanden werden. Ich gebe Andreas Brenne recht, dass „der Verlag sich...von Experten für das Werk Karl Mays...hätte beraten lassen sollen.“ In Neuauflagen älterer Werke kann man gut im Vor- oder Nachwort darauf hinweisen, wieso gewisse Dinge vom Autor in seiner Zeit so dargestellt wurden.

Zweifellos wären all die spannenden Western-Schmöker, die wir in unserer Kindheit verschlungen haben, heutzutage von der Zensur verbannt. Dabei gab es in diesen „Groschenheften“ oft wissenswerte Beilagen, mit Häuptlingsbiografien oder geografisch-kulturgeschichtlichem Background, für junge Leser verständlich aufbereitet. Da hat man so manches gelernt, ganz nebenbei englische Vokabeln...


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