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Debatte um Bürgergeld

GZ Plus Icon„Verantwortlich fühlen“

Portrait der Autorin Karin Rösler-Brandt

Karin Rösler-Brandt Foto: GZ-Archiv

Karin Rösler-Brandt‘s Meinung: Gegen Änderungen im Bürgergeld

Von Karin Rösler-Brandt Montag, 01.12.2025, 18:00 Uhr

Wir als Gesellschaft müssen uns verantwortlich fühlen für Menschen in kritischen Lebenslagen. Wir dürfen es nicht erdulden und verantworten, dass durch Armut Ausgrenzung erfolgt und unsere Gesellschaft gespalten wird.

Das hört sich sehr allgemein an, deshalb mache ich auf besondere Lebenslagen aufmerksam:

• Alleinerziehende, die ohne das Bürgergeld ihre Kinder nicht aufziehen können.

• Geringverdiener – in der heutigen Zeit arbeiten Menschen in Vollzeit oder in mehreren Jobs und können trotzdem ihren Lebensunterhalt nicht finanzieren.

• Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen, die dem Arbeitsmarkt unverschuldet nicht oder nicht in Gänze zur Verfügung stehen.

• Ältere Menschen, deren Rente nicht auskömmlich ist, obwohl sie immer gearbeitet haben. Hier sind besonders Frauen herauszustellen, die durch Erziehungszeiten nicht in Vollzeit tätig waren und mit den finanziellen Mitteln, etwa der Hinterbliebenenrente, nicht auskommen.

Ich habe mein komplettes Berufsleben mit Menschen in problematischen Lebenslagen gearbeitet und weiß, dass der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben ohne Einschränkungen substanziell ist. Dazu dient das Bürgergeld! Es ermöglicht Familien und Alleinerziehenden, dass ausreichend Geld zum Leben zur Verfügung steht.

Kinder und Jugendliche können an dem teilnehmen, was als gesellschaftlicher Alltag und Normalität angesehen wird. Bei allen oben angeführten Lebenslagen sind Kinder und Jugendliche die Schwächsten. Sie sind diejenigen, die massiv leiden und aus eigener Kraft nichts verändern können. Dies setzt sich im Leben fort und endet schlimmstenfalls in der Altersarmut. Das Bürgergeld schafft die finanzielle Basis, um aus Abhängigkeitsverhältnissen herauszukommen oder gar nicht hineinzugleiten.

Das Bürgergeld ist eine Institution, die es zu erhalten gilt – wegen des großen Nutzens, den es für viele Menschen mit sich bringt. Leider gibt es immer Menschen, die Systeme ausnutzen, das macht auch vor dem Bürgergeld nicht halt. Deshalb das Ganze infrage zu stellen, empfinde ich als verantwortungslos.

Traurig ist es, anzusehen, dass Parteien gerade die Schwächsten als Einsparpotenzial diskutieren und genau wissen, dass der Einsparungseffekt minimal ist.

Es kann nicht sein, dass in Deutschland das Sozialsystem eine rückgewandte Entwicklung erlebt. Dass Ausgrenzung und Spaltung, auch bedingt durch finanzielle Abhängigkeiten, gesellschaftlich anerkannt wird.

Ich bin der Überzeugung, dass in einem Land, indem sich alle Menschen gesehen sowie respektiert fühlen (auch in ungünstigen Lebenslagen) und angemessen unterstützt werden, ein gleichberechtigtes und zufriedenstellendes Leben möglich ist und uns als Gesellschaft ausmacht.

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