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Pro und Contra

GZ Plus IconMuss es zum Weihnachtsfest ein echter Baum sein?

Zu sehen sind gefällte Tannen und ein Traktor.

Soll es in diesem Jahr ein künstlicher Baum sein, oder doch wieder ein echter? Die GZ-Redakteure Christoph Exner und Holger Schlegel haben da verschiedene Meinungen. Foto: Wüstneck/dpa

Sollte man einen echten oder doch lieber einen künstlichen Weihnachtsbaum kaufen? Die GZ-Redakteure Christoph Exner und Holger Schlegel haben da verschiedene Meinungen.

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Von Christoph Exner,
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Von Holger Schlegel
Sonntag, 07.12.2025, 04:00 Uhr
Wieder einmal rast die Zeit: Sonntag ist bereits der zweite Advent, es sind nur noch gut zweieinhalb Wochen bis zum Heiligen Abend. Die ersten Weihnachtsbäume stehen schon – auf den Marktplätzen, an den Straßen und seit Kurzem beispielsweise auch mitten auf der Autobahn, genauer auf der Brückenbaustelle bei Gut Radau, nördlich von Bad Harzburg. Auch dort möchte man es festlich haben und hat die kleine Tanne dafür sogar mit einer Lichterkette geschmückt. Vorbereitet wurden an einigen Orten aber auch schon die ersten Flächen, auf denen in Kürze Tannen fürs heimische Wohnzimmer angeboten werden.
Plötzlich steht ein Weihnachtsbaum mitten auf der Autobahn: Auch auf der Brückenbaustelle nördlich von Bad Harzburg läutet man die festliche Zeit ein.

Plötzlich steht ein Weihnachtsbaum mitten auf der Autobahn: Auch auf der Brückenbaustelle nördlich von Bad Harzburg läutet man die festliche Zeit ein. Foto: Exner

Kaufen oder lieber zu einem künstlichen Baum greifen? Diese Frage mag sich der eine oder andere dieser Tage stellen. Den Duft und die Optik einer echten Tanne erleben und genießen oder mit Blick in die Zukunft investieren, um später Arbeit und Geld zu sparen? Die GZ-Redakteure Christoph Exner und Holger Schlegel haben sich dazu Gedanken gemacht und berichten von ihren eigenen Erfahrungen. Echter Baum – ja oder nein?

Echter Weihnachtsbaum

Christoph Exner: „Nur ein echter Baum sieht aus wie ein echter Baum“

Ein Mann im blauen Hemd steht vor einer weißen Wand.

Redakteur Christoph Exner spricht sich für einen echten Baum aus. Foto: GZ

Als Sohn eines Pastors bin ich in einem Pfarrhaus aufgewachsen. Jedes Jahr stand da im Gemeindesaal ein großer, festlich geschmückter Weihnachtsbaum, der seinen Tannenduft verteilte. Den nutzten wir an Heiligabend für unsere Bescherung. Oma, Opa, alle waren dabei. Glückliche Momente für ein Kind. So wie damals muss es auch heute noch ein echter Baum sein, den ich mir ins Wohnzimmer stelle. Das mag nostalgische Gründe haben, weil ich die Atmosphäre von damals eben mit dem Geruch einer echten Tanne verbinde. Letztlich geht es mir dabei aber auch um die Natürlichkeit. Nur ein echter Baum sieht eben aus wie ein echter Baum. Für mich ist es dann auch nicht schlimm, wenn er mal eine lichtere Stelle oder eine krumme Spitze hat. Als Vater ist mir das jetzt umso wichtiger, denn nur ein echter Baum zeigt einem Kind, wie Natur riecht, wie Nadeln aussehen und wie Rinde sich anfühlt. Und er lehrt Verantwortung. Denn damit er länger hält, braucht so ein Baum natürlich regelmäßig Wasser. Bislang hat es unsere Tanne stets von Mitte Dezember bis ins neue Jahr geschafft.
Ein echter Weihnachtsbaum, geschmückt. Im Vordergrund liegen Geschenke.

Perfekt aussehen mag er nicht, aber gerade seine Natürlichkeit macht einen echten Baum aus, meint Christoph Exner. Foto: Exner

Das Ganze ist übrigens nachhaltiger, als man denkt: Echte Weihnachtsbäume stammen fast ausschließlich aus regionalem Anbau, wachsen über Jahre hinweg auf Flächen, die oft landwirtschaftlich kaum anders nutzbar wären. Während dieser Zeit binden sie Kohlenstoffdioxid, bieten Lebensraum – und sind biologisch abbaubar. Ich selbst nutze die alte Tanne beispielsweise als Brennholz für die Feuertonne. Bis auf ein paar Minuten Sägen habe ich somit keine Arbeit und vor allem nicht den Stress, für den Baum einen Sommerschlafplatz auf dem ohnehin schon vollen Dachboden freihalten zu müssen.

Klar, es gibt künstliche Tannen, die kommen auf den ersten Blick einem realen Baum sehr nah, haben dafür in der Regel aber auch einen stolzen Preis. Abgesehen davon bestehen solche Bäume aus Kunststoff, müssen noch einmal zusätzlich verpackt werden und reisen nicht selten um die halbe Welt, bevor sie im heimischen Wohnzimmer stehen. Und letzten Endes kommt doch auch so ein Baum irgendwann in die Jahre und muss ersetzt werden.

Künstlicher Baum

Holger Schlegel: „Fühlt sich an, als würde der Baum Geld verdienen“

Ein Mann mit helblauem Hemd vor einer weißen Wand.

Redakteur Holger Schlegel bevorzugt einen künstlichen Baum. Foto: GZ

Jahrelang war es mein vorweihnachtliches Ritual: zwei Wochen vor Heiligabend mit einem alten Kumpel losziehen, um Weihnachtsbäume zu kaufen. Früher noch ins Nachbarbundesland. Der Weihnachtsbaumverkauf dort war mal ein echter Geheimtipp. War. Irgendwann traf sich dort nämlich halb Bad Harzburg. Die Spirale von Angebot und Nachfrage drehte sich munter weiter, am Ende kostete die Nordmanntanne fast 70 Euro.

Also: Baumarkt. 50 Euro für ein Modell, das immerhin nicht schief stand. „Ein echter Baum ist doch was Feines!“, redete ich mir jahrelang ein. Er duftet. Er wirkt natürlich. Er tut so, als wäre Weihnachten ein Waldspaziergang.

Ein künstlicher Weihnachtsbaum, geschmückt. Einmal um ihn herum fährt auf mittlerer Höhe eine Modelleisenbahn.

So ein künstlicher Baum kann schon lange vor Heiligabend im Wohnzimmer stehen, er nadelt nicht und wackelt nicht, meint Holger Schlegel. Foto: Schlegel

Aber nach zehn Tagen sieht die Tanne aus wie ein pubertierender Igel. Dann beginnt Phase zwei: abschmücken, zersägen, Nadeln im Teppich, in den Schuhen, im Frühstück. Und schließlich liegt das Nadelgerippe am Straßenrand, und man hofft, dass der nächste Sturm es nicht zurück ins Wohnzimmer schleudert.

50 Euro für zehn Tage Weihnachtsgefühl und einen halben Tag körperliche Ertüchtigung? Eigentlich bescheuert. Irgendwann habe ich kapituliert: Klick – künstlicher Baum. Teurer? Oh ja. Drei echte Tannen in einem Preis. Aber nach drei Jahren hat sich das Ding amortisiert. Ab dann fühlt es sich fast so an, als würde der Baum Geld verdienen. Vor allem aber: Er steht schon Wochen vor Weihnachten dekoriert in meiner Wohnung, nadelt nicht, wackelt nicht, brennt nicht. Mag sein, dass er etwas zu symmetrisch ausschaut. Aber dann lässt man einfach den Hund dreimal dicht daran vorbeirennen, da zerzauselt auch der perfekteste Baum.

Und das Schönste: Nach den Feiertagen wird er zusammengefaltet, in den Karton gestopft und auf den Dachboden verfrachtet. Arbeit: minimal. Nadeldreck: keiner.

Das schlechte Gewissen? Natürlich: Plastik, Ökobilanz, Weltuntergang.

Aber mal ehrlich: Einer echten Tanne zehn Tage Wohnzimmerhaft zu ersparen, ist doch fast schon ein Akt der Barmherzigkeit.

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