Streit um geplanten Rossmann-Umzug spaltet die Oberharzer Politik
Die Visualisierung zeigt, wie der Lidl und der Rossmann zukünftig in der Clausthaler Bauhofstraße aussehen und ein gemeinsames Nahversorgungszentrum bilden könnten. Foto: Lidl in Deutschland/Woodfilm Gmb
Lidl will in Clausthal-Zellerfeld an der Bauhofstraße neu bauen. Rossmann will dorthin ziehen und die Innenstadt verlassen. Der geplante Standort spaltet die Politik.
Clausthal-Zellerfeld. Die Neubaupläne von Lidl und Rossmann in Clausthal-Zellerfeld bleiben umstritten. Trotz teils deutlicher Kritik sprach sich der Rat in der vergangenen Woche dafür aus, die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans zu ermöglichen. Während die Erweiterung des Lidl-Markts breite Zustimmung erfährt, entzündet sich die Debatte vor allem am geplanten Umzug des Rossmann-Drogeriemarkts aus der Adolph-Roemer-Straße in die Bauhofstraße.
DIE PLÄNE
Der Discounter Lidl hat vor, seinen bestehenden Markt in der Bauhofstraße abzureißen und dort durch einen größeren Neubau mit 1550 Quadratmetern Verkaufsfläche zu ersetzen. Der bisherige Laden ist etwa 1000 Quadratmeter groß. Rossmann plant zudem, seine Filiale auf der Roe aufzugeben und neben dem neuen Lidl einen eigenen Neubau zu errichten. Auch dabei ist eine Erweiterung vorgesehen – von derzeit 503 auf künftig 750 Quadratmeter Verkaufsfläche. Beide Märkte würden also gemeinsam ein kompaktes Nahversorgungszentrum an der Bauhofstraße bilden.
Besonders ein Vertreter der Glück-Auf-Gruppe und der FDP warnten in der Ratssitzung vor den Folgen für die Innenstadt. Carsten Rehling (Glück-Auf-Gruppe) erinnerte daran, dass erst in diesem Jahr für rund 40.000 Euro das Einzelhandelskonzept durch einen externen Gutachter fortgeschrieben wurde und dass die neuen Pläne teilweise dagegen verstoßen. Er fragte sich, welche Wirkung das Konzept dann überhaupt noch habe. Auch die Stadtverwaltung bemerkte in der entsprechenden Vorlage, dass es durch den möglichen Wegzug Rossmanns zu einer negativen Entwicklung im Hauptzentrum kommen könne.
Was ist mit den Menschen ohne Auto?
Rehling fürchtet zudem, dass die Bedürfnisse der Innenstadtbewohner aus dem Blick verloren werden: Gerade ältere Menschen und Studenten ohne Auto seien auf die zentrale Lage angewiesen. Zur Einordnung: Der geplante neue Standort liegt rund 800 Meter vom bisherigen Rossmann entfernt und ist zu Fuß in rund zehn Minuten erreichbar.
Auch beim Argument des angeblich nicht mehr zeitgemäßen Standorts von Rossmann zeigte Rehling Zweifel. Nach seinen Beobachtungen seien auf der Roe nicht einmal alle Parkplätze ausgelastet. Die Drogeriekette will aktuell auf größere Fachmärkte an exponierten Stellen setzen, und dazu gehören aus Sicht der Planer neben einem modernisierten Erscheinungsbild viele Parkflächen.
Auch die FDP-Fraktion äußerte deutliche Kritik. Eva Peinemann, die in der Innenstadt die Roemer-Apotheke betreibt, erinnerte auch schon im Bauausschuss an die sinkende Angebotsvielfalt auf der Roe durch das Vorhaben. Gleichzeitig falle ein Frequenzbringer weg, denn viele Geschäfte profitierten von der Rossmann-Laufkundschaft. Darum hätte Peinemann im Rat gern die Pläne getrennt bewertet, also den Lidl-Neubau unabhängig vom Rossmann-Umzug. Das war jedoch nicht möglich, weil beide Unternehmen einen gemeinsamen Antrag gestellt haben. Deshalb blieb ihrer Fraktion nur die Ablehnung.
Knifflige Parkplatzsituation
Schließlich überwogen in der Politik jedoch die Argumente, die für die Pläne sprachen. Alexander Ehrenberg und Detlef Henke (beide SPD), die in Altenau und Schulenberg wohnen, hoben bereits im Bauausschuss die Vorteile für Autofahrer aus den Ortsteilen hervor. Sie erklärten, dass die Parkplatzsituation an der Bauhofstraße deutlich entspannter wäre. Auf der Roe gleiche die Suche nach einem Parkplatz oft einem Glücksspiel. Die Einkäufe müssten daher teils über längere Strecken zum Pkw getragen werden. Christopher Fuhrmann (SPD) verwies zudem darauf, dass die Bürger der Tannenhöhe künftig zu Fuß zum neuen Standort kämen. Für die Innenstadt selbst sieht er langfristig sogar Chancen für eine „wunderbare Lösung im Stadtbild“.
Einzelhandel im Oberharz
Lidl und Rossmann planen Doppelneubau: Das sind die Gründe
Unterstützung für den Doppelneubau kam auch vom Großteil der Glück-Auf-Gruppe: Fabian Pohl lobte, dass für die Neubauten bereits versiegelte Flächen genutzt würden. Auch Wolfram Haeseler (ebenfalls Glück-Auf-Gruppe) befürwortet das Vorhaben. Er mahnte jedoch, die Politik müsse rechtzeitig eingebunden werden, wenn Rossmann die Filiale in der Roemer-Straße aufgebe. Nur so könne verhindert werden, dass die Innenstadt unattraktiver werde. Andrea Duit-Reith (Bürger für Bürger) machte zudem auf ein Risiko aufmerksam: Wenn Rossmann nicht erweitern dürfe, bestehe die Gefahr, dass die Drogeriekette den Oberharz ganz verlassen könnte.
Am Ende stellte sich eine Mehrheit im Rat hinter die Aufstellung des neuen Bebauungsplans. Gegenstimmen kamen von Carsten Rehling und der FDP-Fraktion (Eva und Boris Peinemann, Martin Ksink und Olaf Franz). Mit dem neuen Bebauungsplan „Einzelhandel Bauhofstraße II“ und der notwendigen Anpassung des großflächigen Plans für die zentralen Versorgungsbereiche beginnt nun ein Verfahren, in dem sich auch die Öffentlichkeit erneut mit Stellungnahmen einbringen kann.
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