Göttinger Restaurant-Kette „Timberjacks“ eröfffnet auf dem Brocken
Rustikal: Blick ins "Timberjacks" in Göttingen, das 2016 eröffnet wurde. Foto: Timberjacks
Steaks statt Erbsensuppe: Das Hotel und die Restaurants auf dem Brocken, außer dem Betrieb im Bahnhof, werden von der Göttingen Steakhouse-Kette „Timberjacks“ übernommen.
Halberstadt/Harz. Nach dem „Brockenwirt“, der sich Ende März 2026 zurückzieht, übernimmt die Göttinger Steakhouse-Kette „Timberjacks“ künftig die Regie auf dem höchsten Harzer Berg. Das Unternehmen, das bisher drei Motels und acht Restaurants betreibt, acht weitere befinden sich in Planung oder im Bau, bewirtschaftet künftig die Restaurants und das Hotel auf dem Gipfel.
„Timberjacks Mountain Lodge“ heißt das Projekt, für das allein in den Umbau der Gastronomie rund acht Millionen Euro investiert werden sollen. Weil die Gebäude auf dem Brocken unter Denkmalschutz stehen, sind Neubauten nicht möglich. „Timberjacks“-Gründer und -Geschäftsführer Thomas Kemner kündigte am Donnerstag in einer Pressekonferenz mit Landrat Thomas Balcerowski in Halberstadt einen Umbau der Gebäude an.
Bundesweite Erlebnis-Destination
Brockenhotel und Goethesaal sollen entkernt und neu gestaltet werden. Ziel sei ein attraktives Hotel, das bundesweit als „Erlebnis-Destination“ wahrgenommen wird. Die Übernachtungskapazität will Kemner verdreifachen. Bis zu 80 Zweibettzimmer sollen entstehen. Das Restaurant im Old-English-Style soll auf ein „Ganztagesgeschäft“ ausgerichtet sein und wöchentlich Live-Musik anbieten.
„Der Brocken wird unser Leuchtturmprojekt, bei dem wir das operative Geschäft neu denken“, sagte Kemner. Landrat Balcerowski zeigte sich ebenfalls zufrieden: „Der Landkreis Harz hat für den Brocken ein leistungsfähiges Unternehmen gefunden, mit dem wir gemeinsam die Zukunft gestalten können.“
Allerdings liege viel Arbeit vor den Beteiligten. Balcerowski sprach von einem jahrzehntelangen Investitionsstau, der aufgelöst werden müsse. Der Landrat scheute sich nicht vor großen Worten, er sprach von einer „Zeitenwende“: Mit dem neuen Betreiber wolle der Landkreis „das touristische und gastronomische Angebot auf dem Brocken in das 21. Jahrhundert transformieren“. Balcerowski sagte: „Der Berg der Deutschen Einheit bekommt mit einem pfiffigen unternehmerischen Konzept eine neue Strahlkraft.“
Ein Jahr Bauarbeiten
Geplant ist eine Zusammenarbeit mit den Harzer Schmalspurbahnen, die eine Vielzahl der Gäste auf den Brocken bringen. Derweil laufen die Planungen für den Umbau auf dem Brocken. Bis zum Frühjahr sollen die genauen Kosten ermittelt sein. Sobald die Baugenehmigung erteilt ist, sollen die erforderlichen Arbeiten ausgeschrieben werden. Für die Bauarbeiten rechnen die Investoren mit einer Dauer von einem Jahr. Investor Thomas Kemner geht davon aus, dass 60 Mitarbeiter in der „Timberland Mountain Lodge“ beschäftigt werden.
Die Pläne wurden möglich, weil Daniel Steinhoff, Sohn des verstorbenen „Brockenwirts“ Hans Steinhoff, im Sommer bekanntgegeben hatte, wegen Personalmangels künftig nur noch den Imbissbetrieb am Brockenbahnhof zu bewirtschaften, der Landkreis kündigte eine europaweite Ausschreibung an. Zuletzt ging alles ganz schnell.
Beschluss vom Mittwoch
Der Kreistag hatte am Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung Landrat Thomas Balcerowski beauftragt, mit den „Timberjacks“-Verantwortlichen über einen Pachtvertrag zu verhandeln. Noch am Mittwochabend lud die Kreisverwaltung für Donnerstag zu einem Pressetermin mit Balcerowski sowie „Timberjacks“-Gründer Thomas Kemner ein und kündigte „Details zum Konzept und zum weiteren Verfahren“ an.
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Der Landkreis Harz hatte in diesem Sommer für 3,5 Millionen Euro ein 13.000 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Brocken von einem Bankenkonsortium gekauft. Auf dem Grundstück liegen das Brockenhotel mit 20 Zimmern und der Brockenturm mit dem Goethesaal für Veranstaltungen und dem Restaurant. Balcerowski hatte Investitionen wie einen Kinderspielplatz und eine Bühne für Konzerte angekündigt.
Die Gastronomie auf dem Brocken hat der 2016 verstorbene Schierker Hans Steinhoff gegründet. „Der Brockenwirt“ verkaufte nach der Wende zunächst Skiwasser (Himbeersirup mit Wasser verdünnt) sowie Würstchen und gründete 1990 das Unternehmen, das Sohn Daniel Steinhoff weiterführt. In diesem Sommer kündigte er wegen Personalmangels seinen Rückzug an. In guten Zeiten hätten 28 Frauen und Männer im Brockenhotel und dem Touristensaal gearbeitet, mittlerweile seien es nur noch elf, hatte er seinerzeit berichtet.
„Ein Trip nach Los Angeles, eine Bar, einige Biere zu viel, ein Ritt auf einem mechanischen Bullen und plötzlich war eine Idee geboren.“ Mit diesen Worten beschreiben die „Timberjacks“-Verantwortlichen auf der Internetseite der Steakhouse-Kette die Idee und in Grundzügen das Konzept ihrer Restaurants. Statt Erbsensuppe und Bockwurst, die lange zum kulinarischen Kern auf dem Brocken gehörten, kommen künftig Steaks auf die Teller hungriger Wanderer. Allerdings gibt es in den „Timberjacks“-Restaurants auch Angebote für Vegetarier.
Start in Göttingen
Nach eineinhalb Jahren Planung und Bauzeit wurde im November 2016 das erste „Timberjacks“ in Göttingen eröffnet. Mittlerweile gibt es Ableger in Kassel, Siegen, Köln, Marl, Bispingen, Düren, Bad Hersfeld, Bannewitz, Bensheim, Bocholt, Wolfsburg, Karlsdorf, Paderborn, Bornheim und Augsburg sowie Motels in Kassel, Siegen und Bensheim. Auf dem Brocken, auf dem im Kalten Krieg die DDR-Staatssicherheit und sowjetische Streitkräfte das Bild bestimmten, geht es künftig amerikanisch zu, zumindest gastronomisch.
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In Medienberichten wird das Konzept der Kette als „amerikanische Erlebnisgastronomie“ mit „rustikalem Ambiente“ beschrieben. Dazu gehört auch Live-Musik, in Bad Hersfeld stand vor wenigen Tagen das Duo von „The Boss Hoss“ auf der Bühne.

2016 als erstes Restaurant der Kette eröffnet: das "Timberjacks" in Göttingen. Foto: Timberjacks

"Timberjacks"-Geschäftsführer Thomas Kemner (l.) stellt mit Landrat Thomas Balcerowskiaus Halberstadt die Pläne für die "Timberjacks Mountain Lodge" auf dem Brocken vor. Foto: Bein
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