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Versuchter Mord in Beuchte

GZ Plus IconSäureattacke: Gemeinsame Kinder des Ehepaars erlebten Tat nicht mit

Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst besprechen sich während des Einsatzes.

Rettungskräfte besprechen die Lage während des Einsatzes am 7. November. Foto: BlaulichtSZ

Nach dem Säureangriff in Beuchte stehen neue Details im Raum. Oberstaatsanwalt Christian Wolters äußert sich im Gespräch mit der GZ.

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Von Lisa Kasemir
Dienstag, 18.11.2025, 11:50 Uhr

Beuchte. Nach dem schweren Säureangriff im Schladener Ortsteil Beuchte am 7. November kommen neue Details ans Licht. In einem Einfamilienhaus in der Siedlerstraße soll eine 26-jährige Frau ihren 32-jährigen Ehemann mit hoch konzentrierter Ameisensäure übergossen haben.

Wie Oberstaatsanwalt Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig auf GZ-Nachfrage mitteilte, erlitt das 32-jährige Opfer vor allem schwere Verletzungen im Bereich des Kopfes. Auch die 26-jährige Beschuldigte habe Verätzungen davongetragen, da sie selbst mit der hoch konzentrierten Ameisensäure in Kontakt gekommen sei.

Passanten alarmieren Polizei

Unmittelbar nach der Attacke rannte der schwer verletzte Mann aus dem Haus in der Siedlerstraße auf die Straße, wo schließlich Passanten auf die dramatische Situation aufmerksam wurden und Polizei sowie Rettungsdienst alarmierten. Eine Vernehmung des Opfers sei bislang noch nicht möglich gewesen, so Wolters.

Was ist Ameisensäure?

Ameisensäure (Methansäure) ist eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit, die schon in geringen Mengen stark ätzend wirkt.

Gefährlichkeit: Hoch konzentrierte Ameisensäure kann schwere Verätzungen von Haut, Augen und Atemwegen verursachen. Beim Einatmen drohen Atemnot und lebensbedrohliche Schäden.

Vorkommen und Nutzung: Stoff kommt natürlich in Ameisen und Nesseln vor. Industriell wird er u. a. in der Landwirtschaft und in der chemischen Industrie eingesetzt.

Reaktionseigenschaften: Die Flüssigkeit ist stark korrosiv und kann mit Metallen oder Wasser heftig reagieren.

Erste Hilfe: Sofortiges, umfangreiches Spülen mit Wasser ist entscheidend. Kleidung, die mit dem Stoff in Kontakt kam, muss schnell entfernt werden.

In Rettungseinsätzen: Gefahrstoffstufe hoch. Einsatzkräfte müssen unter schwerem Atemschutz arbeiten.

Paar lebte bereits länger getrennt

Nach bisherigen Erkenntnissen hatten sich die mutmaßliche Täterin und das Opfer schon vor längerer Zeit getrennt, seien jedoch noch verheiratet. Das frühere Paar hat zwei Kinder im Alter von zwei und drei Jahren. Beide befanden sich nach aktuellem Stand nicht am Tatort und sollen die Attacke nicht miterlebt haben.

Einsatzkräfte ziehen sich Schutzanzüge an.

Ein siebenstündiger Einsatz für die Feuerwehren am 7. November in Beuchte. Foto: BlaulichtSZ

Säureangriffe extrem selten

Der Fall sorgt auch unter Ermittlern für besondere Aufmerksamkeit: Säureattacken seien im Bezirk der Braunschweiger Staatsanwaltschaft „sehr selten“, so Wolters. Zudem sei es „ungewöhnlich, dass eine Frau die Täterin ist.“ Häufig werde Säure von Männern eingesetzt, um Frauen zu verletzen oder zu töten.

Bereits am Tattag hatte sich gezeigt, wie gefährlich die Situation war. Der großangelegte Gefahrstoffeinsatz der Feuerwehren dauerte rund sieben Stunden.

Gegen die 26-Jährige war kurz nach der Tat Haftbefehl wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen worden. Der geschädigte Ehemann befindet sich weiter in ärztlicher Behandlung im Krankenhaus. Der 32-Jährige konnte noch nicht vernommen werden.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig laufen weiter auf Hochtouren.

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