Aktion an Goslars Gymnasium
Samstag, 27.05.2023 , 11:00 Uhr

Schülerinnen spenden Haare für einen guten Zweck

Goslars Schülerinnen verabschieden sich am Freitag von ihrer langen Mähne. Zwei Friseurinnen schneiden den Schülerinnen noch in der Schule ihre Haare ab. Aus ihnen sollen Echthaar-Perücken für Menschen, die an Haarausfall leiden, erstellt werden.

Beate Palenga (l.) und Yvonne Höfert (r.) schneiden den Schwestern die Haare.

Beate Palenga (l.) und Yvonne Höfert (r.) schneiden den Schwestern die Haare. Foto: Jenzora

Goslar. Am Freitag ließen im Christian-von-Dohm-Gymnasium einige Schülerinnen und eine Lehrerin wortwörtlich ihre Haare. Aus der Bühne im Forum der Schule wurde bei einer Haarspende-Aktion kurzerhand ein Friseurstudio. Schülerinnen bekamen die Chance, ihre langen Zöpfe zur Herstellung von Echthaar-Perücken für erkrankte Menschen zu spenden.

Zwei Friseurinnen haben sich dazu bereit erklärt, die Haare von den Mädchen zu schneiden. Ohne die beiden wäre die Aktion nicht möglich gewesen: Beate Palenga von der haarschmiede by anette bock und Yvonne Höfert vom Salon Reese. Ein weiterer Punkt auf der Tagesliste war ein Vortrag von der Onkologin Rita Prinz, die die Besucher über die Auswirkungen von Chemotherapie informiert. Sie war 45 Jahre Krankenschwester in der Onkologie und im Brustzentrum. Sie habe in der Zeit viel Leid erleben müssen und Patienten durch Chemotherapie und Haarausfall begleitet.

Eigene Betroffenheit

Für sie ein sehr persönlicher und emotionaler Vortrag, da sie vor einiger Zeit selbst eine Betroffene war. Vor 21 Jahren sei sie auch an Krebs erkrankt: „Ich habe das Ganze am eigenen Körper erleben müssen, wie es sich anfühlt, wenn plötzlich Gift im Körper ist und die Haare ausfallen.“ Dies sei ein schleichender Prozess, der die Betroffenen sehr belastet. „Je auffälliger die Krankheit wird, umso ungeschützter sind wir. Denn Haare berühren und schützen unsere Seele. Sie sind einfach unser Statussymbol“, sagt Prinz. Wenn Menschen weniger Haare haben, heiße es jedoch nicht immer, dass sie todkrank sind. Es gebe auch den genetisch bedingten Haarausfall, unter dem viele Menschen ihr Leben lang leiden. Daher sei es umso wichtiger, dass es gute Echthaar-Perücken gibt. Kunsthaarperücken würden bei täglicher Benutzung schnell verfilzen und nicht mehr schön aussehen.

Teure Anschaffung

„Echthaar-Perücken sind aber schweineteuer. Der Preis beginnt ab 1000 Euro und die Krankenkassen zahlen höchstens 200 Euro dazu“, erklärt Prinz. Umso wichtiger seien solche Haarspende-Aktionen wie am CvD. „Dadurch erhalten Menschen, die nicht so viel Geld für eine Perücke aufwenden können, wieder mehr Lebensqualität“, schildert die Onkologin Prinz.

Eine Sammlung der gespendeten Haare.

Eine Sammlung der gespendeten Haare. Foto: Jenzora

Nach ihrem Vortrag folgt der wichtigste Teil der Veranstaltung: Den Freiwilligen des CvDs werden die Haare geschnitten. Den Anfang machen die zwei mutigen Schwestern Greta und Emma. Sie kommen mit Applaus auf die Bühne und nach wenigen Minuten haben die Friseurinnen schon die langen Zöpfe der Mädchen in der Hand.

Das Publikum applaudiert und die Mädchen strahlen mit neuer Kurzhaarfrisur. „Ich hatte schon mal so kurze Haare. Ich finde, das fühlt sich echt gut an“, erzählt Greta. Ihre Schwester, ehemalige Schülerin des CvDs gibt wiederum zu: „Die Spende war der einzige Anreiz für mich, ich hätte meine Haare sonst nie so kurz geschnitten.“ Für Emma fühle sich der Haarschnitt noch etwas ungewohnt an, sie habe zuletzt in der dritten Klasse so kurze Haare gehabt. Doch bei einer Sache sind sie sich sicher: Für die Aktion hat es sich mehr als gelohnt. Die Schülerin Chantal bedauert vor allem, dass die Haare nach Friseurbesuchen weggeschmissen werden. „Ich habe meine Haare schon oft gespendet. Ich kenne viele in meinem Umfeld, die von solchen Krankheiten betroffen sind. Daher weiß ich, wie wichtig die Spenden sind“, schildert Chantal.

Schnipp-Schnapp: Chantal's Zopf ist ab.

Schnipp-Schnapp: Chantal's Zopf ist ab. Foto: Jenzora

Bei der Haarspende-Aktion am CvD handelt es sich um ein kooperatives Projekt von CvD-Lehrerin Stefanie Zepezauer und ihrer Politiklasse sowie Manja Pickut, Lehrerin an der Robert-Koch-Schule (RKS), mit ihrer 11. Klasse aus Clausthal-Zellerfeld. „Wir waren absolut begeistert von dem Projekt und fanden es toll, dass das CvD uns mit ins Boot genommen hat, um auch Clausthal-Zellerfeld für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren“, erklärt Pickut. Zepezauer habe die Spendenaktion ins Leben gerufen, als ihr bei ihrem Friseurbesuch auffiel, dass weder ihr Friseur noch andere in Goslar eine Haarspende anbieten und die wertvollen Haare deshalb ausschließlich im Müll landen. Bei der gestrigen Aktion seien ungefähr 13 Spenden von Schülerinnen und auch Lehrerinnen zusammengekommen. Von den Schülern der RKS wurden am Freitag sogar 20 Zöpfe übergeben. Insgesamt hat die Aktion 33 lange Haarzöpfe eingebracht: ein voller Erfolg.

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Haarspende-Aktion am CvD


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