Ein Escape-Game knapp 200 Meter unter der Erde und eine nachhaltige Kunstausstellung im Bergwerk Rammelsberg – die Schüler der Harzer Unesco-Projektschulen Adolf-Grimme-Gesamtschule in Oker und das Tilmann-Riemenscheider-Gymnasium in Osterode haben Großartiges erschaffen.

Ungefähr ein Jahr haben sich die Schüler mit dem Goslarer Weltkulturerbe am Rammelsberg im Rahmen des internationalen Klima-Projekts „Young Climate Action for World Heritage“ beschäftigt und herausgearbeitet, wie man dessem Erhalt schützen kann. Denn auch der Harz ist heutzutage stark vom Klimawandel betroffen. Am 13. September fand die langersehnte Ausstellungseröffnung statt. Die GZ sprach mit den Jugendlichen über die Hintergründe ihrer Arbeit.

Mia Büttner aus Oker.

Mia Büttner aus Oker. Foto: Jenzora

Die AGG-Schülerin Mia Büttner aus Oker hat schon früh damit begonnen, etwas für die Umwelt zu tun, in dem sie auf Plastik verzichtet. Auch in der Schule sei ihr beigebracht worden, wie man die Natur schützt – und so ist ihr Bewusstsein Tag für Tag gestiegen. Mittlerweile ist sie Teil des Unesco-Projekts und eine der Aussteller am Rammelsberg. Ihre Hoffnung sei, den Menschen damit eine Botschaft zu vermitteln.

Große Ängste beschäftigen die Schüler

„Ich habe Angst davor, dass die Wälder immer schlimmer aussehen und auch Angst um die Tiere, die dort ihr Zuhause haben. Ich habe Angst, dass es eines Tages nichts mehr gibt, über was man sich in der Natur freuen kann“, sagt die Siebtklässlerin. Zurzeit sei sie noch gerne in den Wäldern unterwegs, da sie dort viel Schönes entdecken kann. „Wenn ich später in die Natur gehe und davon nichts mehr sehe – wenn alles weg ist, was man von früher kennt – macht mich das sehr traurig“, erzählt Mia.

Das Projekt bedeute ihr viel. Sie habe großen Spaß daran gehabt, ihr Kunstwerk zu gestalten und ist stolz, es nun im Museum des Bergwerks auszustellen. Zum Abschluss hat sie dennoch eindringliche Worte: „Ich liebe mein Projekt, aber ich hoffe so sehr, dass es nicht zur Realität wird. Ich habe Angst, dass irgendwann alles tot und nicht mehr lebendig aussieht.“

Benni Mai aus Oker.

Benni Mai aus Oker. Foto: Jenzora

Eine ebenfalls große Bedeutung hat das Projekt für den 17-jährigen Benni Mai aus Oker: „Wir versuchen viele Menschen zu erreichen und sie wachzurütteln, damit sie auch aktiv werden.“ Auch der AGG-Schüler berichtet von seinen Sorgen: „Ich habe große Angst vor dem Artensterben. Ganze Wälder sterben aus, es gibt dann keinen Lebensraum mehr und die Tiere können nicht mehr überleben.“ Es sei für ihn eine große Ungewissheit, wenn man nicht weiß, wie sich in Zukunft alles entwickelt. „Ich hätte lieber eine Gewissheit oder die Versicherung, dass es in der Welt nicht so ausartet mit den Krisen und den Katastrophen. Das bereitet mir nämlich echt Sorge und macht das Leben für mich nicht so unbeschwert“, sagt der AGG-Schüler bedrückt.

„Es geht uns alle an“

Die Ausstellung sei nun eine „super Idee und Möglichkeit“, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Ich finde es super, dass wir durch das Projekt endlich gehört werden und unsere Sorgen eine Stimme bekommen. Ich bin froh, dass die Arbeit, die wir geleistet haben, jetzt gesehen und auch anerkannt wird“, sagt Benni.

„Ich setze mich für Klimaschutz ein, da es etwas ist, was uns alle etwas angeht. Ich finde, dass jeder eine gewisse Verantwortung hat und im Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten mithelfen sollte“, erklärt Hendrik Brandt vom Gymnasium in Osterode. Er hat eine klare Meinung: „Es ist keine Frage, warum ich mich beteilige, es ist eher die Frage, warum andere sich nicht beteiligen.“ Hendrik ist seit zwei Jahren in der Unesco-AG seiner Schule. Sein Umwelt-Bewusstsein habe sich Schritt für Schritt entwickelt, da er in seinem Alltag immer häufiger mit den Probleme konfrontiert wurde.

Hendrik Brandt aus Osterode.

Hendrik Brandt aus Osterode. Foto: Jenzora

Hendrik Brandt gehört zu der Gruppe, die das Escape-Game entworfen hat. Das Spiel hat vier Rätselketten, also vier einzelne Rätsel, die aufeinanderfolgen, deren einzelne Ergebnisse die Lösung ergeben. Das Spiel unter Tage wollen natürlich viele der Gäste ausprobieren – mit Grubenführerin Wiebke Göbber fahren wir in der gelben Grubenbahn knapp 200 Meter unter die Erde. Kurz vor dem Eingang des Fördermaschinenraums steht bereits ein Schild: „Stromausfall! Hier kommt ihr erstmal nicht mehr aus.“ Das Rätsel beginnt. Insgesamt lösen die verschiedenen Gruppen jeweils ein kniffliges und gut durchdachtes Rätsel, um gemeinsam an die Lösung zu kommen. Die Spielteilnehmer werden gefordert, aber haben auch Spaß an der Herausforderung.

Die Grubenführerin, Wiebke Göbber, unterstützt das Projekt der Schüler tatkräftig.

Die Grubenführerin, Wiebke Göbber, unterstützt das Projekt der Schüler tatkräftig. Foto: Jenzora

Die Kommunikation zwischen Osterode und Oker sei leider nicht immer gut gewesen und sie hatten viele Behördengänge zu bewältigen. „Aber am Ende zählt, was wir gemeinsam erschaffen haben. Wir haben viel Arbeit reingesteckt, worauf wir alle stolz sein können“, sagt er. Hendrik wünsche sich, dass das Escape-Game noch weiter ausgebaut werde. Zur Zeit seien er und die anderen AG-Mitglieder damit beschäftigt, das Escape-Game weiter auszuarbeiten, sodass es auch noch nach Dezember im Bergwerk gespielt werden kann. Sie wollen dem Personal das Spiel mit seinen Rätseln und Lösungen näher bringen, damit sie es anstelle der Schüler begleiten können. „Ich wünsche mir, dass wir mit dem Projekt weitermachen können. Wir können hier leider nicht immer dabei sein, weil wir im Unterricht sein müssen, und Osterode ist auch ziemlich weit weg. Das Spiel hat aber so viel Potenzial“, schildert der Gymnasiast.

Angst vor schlechtem Ruf

„Ich habe vor vielem Angst, was die Zukunft betrifft. Wenn es so weitergeht, dann wird das hier alles vielleicht auch nicht mehr ausreichen“, sagt er. Eine Sache ist ihm ein großer Dorn im Auge: das Verhalten der „Letzten Generation“. Er halte es für nicht richtig, sich auf die Straße zu kleben und somit Veränderungen zu erzwingen. „Das geht in die falsche Richtung und schürt nur noch mehr Hass und radikales Denken. Ich möchte nicht, dass Klimaschützer einen schlechten Ruf bekommen, denn ihre Denkensweise ist tendenziell richtig und wichtig“, erklärt der Schüler der 13. Klasse. Man können die Probleme seiner Meinung nach nicht als großes Ganzes angehen, sondern immer nur in kleinen Teilen.

In einem Waldtagebuch konnten die Gäste ihre Gedanken zum Klimaschutz, zur Umwelt und den bedrohten Wäldern des Harzes aufschrei

In einem Waldtagebuch konnten die Gäste ihre Gedanken zum Klimaschutz, zur Umwelt und den bedrohten Wäldern des Harzes aufschreiben. Foto: Jenzora

Die Schüler freuten sich über besondere Gäste: Die Eröffnung besuchten unter anderem der Museumsleiter Gerhard Lenz sowie Constanze Fuhrmann, Deutsche Bundestiftung Umwelt, sowie Claudia Grünberg, die Projektleiterin von „Young Climate Action for World Heritage“ und der Bundeskoordinator der Unesco-Projektschulen, Klaus Schilling.

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