Musiker im Interview
Dienstag, 05.09.2023 , 13:00 Uhr

Rapper Cro: „Ich fühle mich nicht älter, nur reifer“

Seit mehr als zehn Jahren ist der Künstler Cro im Musikgeschäft. Doch genug hat er davon noch lange nicht. Im Interview spricht der 33-Jährige über das Alterwerden, seinen Festivalsommer und das Gefühl, wenn tausende Fans seinen Namen rufen.

Der Rapper Cro steht mit weißer Maske vor einem schwarzen Hintergrund. Im August veröffentlichte er eine neue EP.

Der Rapper Cro steht mit weißer Maske vor einem schwarzen Hintergrund. Im August veröffentlichte er eine neue EP. Foto: dpa

Er macht das schon sehr gut mit diesen ultraentspannten Sommermelodien, die das Leben so leicht wirken lassen wie ein kaltes naturtrübes Radler am Baggersee. Weniger als ein Jahr nach seinem „11:11“-Album schießt der mit seinen 33 Jahren nach wie vor eher spätjugendlich wirkende Cro, bürgerlich Carlo Waibel, auf „Spacejam“ acht Nummern aus der Hüfte, die das Unbeschwerte zelebrieren.

Allerdings schleichen sich nun manchmal Songzeilen ein, bei denen man schon merkt, dass der ewige Junge langsam zum Mann wird. „Sie hätte gern mein Baby“, sing-rappt Cro etwa in „nie weg“ (um sogleich mit einem „Oh no“ zu kontern), und in „nothing in return“ heißt es „Mama sagt, wenn ich dich gehen lass‘, bin ich ein Idiot“. Auf Fragen, wie es denn nun tatsächlich in seinem Beziehungsleben aussieht, hält sich Cro in unserem Interview gleichwohl sehr bedeckt. Dafür unterhielten wir uns unter anderem darüber, wie man jungen Menschen Mut machen kann und was es mit den „Spacies“ auf sich hat, die er im Bündel mit seiner EP verkauft.

Lieber Carlo, diese „Spacies“ in den Geschmacksrichtungen „Coco Dreams“ und „Honey Beams“, die du entworfen hast, sehen lustig aus.

Vor allem schmecken die gut!

Kann man die Frühstücksflocken auch irgendwo kaufen?

Momentan gibt es die nur online bei Spacies direkt zu kaufen. Wir arbeiten aber daran, dass man sie bald überall bekommt.

Du bist den ganzen Sommer über wieder gut auf den Festivals unterwegs. Was macht dir dieses Jahr besonders Spaß bei den Auftritten? Wie ist das Publikum drauf?

Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen. Sommer-Tourneen sind einfach mein Ding. Dieses Jahr ist einfach ein geiles Live-Jahr und man spürt die unglaubliche Energie, die die Fans einem zurückgeben.

Bleibt das Durchschnittsalter ungefähr gleich oder werden die Leute mit dir älter?

Manche werden mit mir älter, andere kommen jung und frisch dazu. Ich würde sagen, das ist nach wie vor ziemlich breit gefächert.

Ist das Gefühl, wenn tausende Fans „Cro“ schreien noch genauso wie am Anfang deiner Karriere?

Klar, es ist immer noch ein unglaubliches, unbeschreibliches Gefühl und daran gewöhnt habe ich mich auch immer noch nicht. Auch gut so, man sollte nichts als selbstverständlich hinnehmen.

American Football: Profiliga NFL – Musiker Cro singt vor dem Spiel.

American Football: Profiliga NFL – Musiker Cro singt vor dem Spiel. Foto: dpa

„Keiner von uns bleibt immer 16“, sagst du in „long nights“. Würdest du das gerne?

Nein – jedes Alter hat etwas Besonderes, das gefällt mir.

Willst du das überhaupt, erwachsen(er) sein? Oder möchtest du dir lieber deine kindliche Verspieltheit bewahren?

Das kann ich ja auch, wenn ich älter werde. Ich finde, es ist falsch zu denken, erwachsen oder älter zu werden wäre gleich zu setzen damit, das Kindliche zu verlieren. Ich behalte mir das bei und bleibe neugierig. Ich fühle mich nicht älter, sondern nur reifer.

„Nicht lange her, da hatte ich nix außer mich, einen Traum, Papier und Stift“ heißt es in „nie weg“ - warst du immer überzeugt davon, dass du aus deinem Traum und deinem Talent etwas machen wirst?

Mir war klar, dass ich einen kreativen Job haben möchte, bei dem ich etwas Außergewöhnliches erschaffen kann. Das, was die letzten zehn Jahre passiert ist, habe auch ich nicht kommen sehen. Da freut man sich umso mehr und ist stolz auf den eigenen Weg.

Wie kann man andere Kids ermutigen, ihre Träume zu leben?

Do Your Thing! Mach dein eigenes Ding! Bleib am Ball, wenn du an etwas glaubst und hol dir Hilfe, um deine Träume zu verwirklichen.

In „nie wieder normal“ sagst du, du warst ein ruhiges Kind mit lauten Gedanken. Wie meinst du das?

Ich hatte als Kind schon große Träume, ich wollte aber lieber Taten sprechen lassen, anstatt Luftschlösser zu bauen.

Aber wo wir schon beim Erfolg sind: alle bisherigen Alben auf Platz eins. Bedeutet dir das viel?

Es ist natürlich eine Wertschätzung meiner Arbeit, obwohl es mir mehr um die Sache an sich und nicht um Zahlen geht – aber ich freue mich natürlich sehr darüber.

„Spacejam“ beinhaltet immerhin acht Songs, ist aber offiziell nur eine EP, kein Album. Worin besteht der Unterschied?

Für mich ist es einfach eher ein kleines sommerliches Geschenk an meine Fans. Ich wollte einfach ohne den Druck des „nächsten Cro-Albums“ ins Studio gehen und Musik machen. Daher habe ich diese Songs in das Gewand einer EP gesteckt.

Wo und in welcher Stimmung hast du die neuen Songs geschrieben? Wo hast du sie aufgenommen?

Die Songs sind im balinesischen Sommer entstanden, gar nicht so lang nach meinem letzten Album 11:11. „Ich hatte einfach Lust weiterzumachen, hab geschrieben, aufgenommen und mir die rausgepickt, die mich nicht losgelassen haben.

Was ist die Idee hinter dem Albumtitel?

Der Titel „Spacejam“ flog mir dann einfach so zu. Und ich dachte mir „Ja, das passt perfekt zu meinem Gefühl“, das ich auch bei der Entstehung der Tracks hatte!

Gab es irgendwelche neuen Einflüsse für die EP?

Ein paar Tracks auf der EP sind schon stark von den 90ern und 2000ern inspiriert. Das ist ein Stil, der für mich perfekt zum Sommer passt. Ich hatte irgendwie wieder Bock auf diesen Neunziger-Hip-Hop-Geschmack, der mich komplett in meine Kindheit zurückversetzt hat und an die Anfänge meiner Karriere und die anfängliche Leichtigkeit. Da sprudelten die Beats und Songs einfach so aus mir heraus.

„Nothing in return“ ist insbesondere auch musikalisch sehr originell. Wer ist die Gastsängerin Leonie Barbot, und wie bist du auf sie gekommen?

Ich habe auf dem Track mit dem Hamburger Produzenten Agajon zusammengearbeitet. Er kam gerade aus LA aus anderen Sessions und hat mir gezeigt, was er im Moment mit einer seiner Lieblings-Newcomer-Künstlerin Leonie aufnimmt. Ich habe die Stimme gehört und wollte sofort mit ihr arbeiten.

Auch das Projekt „Blumengarten“ ist jetzt noch nicht sehr bekannt, klingt aber cool. Nach welchen Gesichtspunkten suchst du dir deine Gäste aus?

Ich muss sie einfach feiern. Da ist es mir wirklich egal, wie groß oder klein sie sind. Das Talent ist in dem Moment das Entscheidende für mich.

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