Das Leben eines Superstars
Samstag, 19.08.2023 , 13:00 Uhr

Post Malone wird im neuen Album persönlicher als je zuvor

Austin Richard Post, bekannt als Post Malone, bringt Ende Juli sein neuestes Album „Austin“ auf den Markt und zeigt sich von einer ganz persönlichen Seite. Er hat es nach sich selbst benannt und zeigt sich in seinen Liedern so offen und verletzlich wie nie zuvor.

Austin Richard Pos, bekannter unter seinen Künstlernamen Post Malone, hat gerade sein neues Album „Austin“ veröffentlicht. Es is

Austin Richard Pos, bekannter unter seinen Künstlernamen Post Malone, hat gerade sein neues Album „Austin“ veröffentlicht. Es ist erwachsener und ernsthafter als je zuvor. Foto: Universal Music

Der US-amerikanische Musiker fühlt sich seit seinem Durchbruch 2015 in vielen Genres wohl. Auf „Austin“ jedoch konzentriert sich Post Malone (28) fast vollständig auf pop-affinen Gitarrenfolk, garniert mit einer XXL-Portion Katharsis.

Mit erheblicher Vibration in der Stimme, ja geradezu gebrechlich wirkendem Tremolo-Gesang, eröffnet Post Malone sein fünftes Album, das so heißt, wie er selbst mit erstem Vornamen, nämlich „Austin“. „Ich verstehe gar nicht, warum du mich so magst“, jammert und lacht der Mann, den Fans und Freunde Posty nennen, während er sich auf der akustischen Gitarre begleitet, „weil ich mich doch selber nicht mag.“

Ein Weltstar

Austin Richard Post ist vor 28 Jahren im US-Bundesstaat New York zur Welt gekommen und aufgewachsen in Texas. Er ist um ein Haar saufend und Substanzen konsumierend unter die Räder gekommen in Los Angeles und nun mit Verlobter und kleiner Tochter im neuen Habitat Salt Lake City in Utah ansässig, weidet sich in so gut wie jedem der 17 neuen Lieder in einer Kombination aus Selbsthass und Selbsterkenntnis. Post Malone balanciert einundfünfzig Minuten lang zwischen einer gewissen Glorifizierung der alten Gewohnheiten und dem fürs wohlbefindliche Weiterleben unabdingbaren Läuterung, übermannt vom Wunsch, nicht mehr immer alles so dermaßen zu versauen im Leben.

Post Malone, Musiker aus den USA, tritt während des BottleRock Music Festivals auf. Sein neues Album „Austin“ erschien am 28. Ju

Post Malone, Musiker aus den USA, tritt während des BottleRock Music Festivals auf. Sein neues Album „Austin“ erschien am 28. Juli 2023. Foto: dpa

In „Mourning“ etwa ist die Rede von vollgekotzten Marmorböden, das muss mit Ende 20 ja wirklich nicht mehr sein. Schon auf dem vorangegangenen Album, dem vor gut einem Jahr veröffentlichten „Twelve Carat Toothache“, schrieb er seinen musikalischen „Love/ Hate Letter To Alcohol“, gemeinsam mit seiner Lieblingsfolkband Fleet Foxes, und während die letzte Platte gründlich den Kater nach der Dauersause examinierte, so skizziert Post Malone auf „Austin“ nun die Pläne für den eigenen Wiederaufbau nach Jahren des selbstzerstörerischen Gebarens.

„Austin“ ist also mit weitem Abstand das reifste, erwachsenste, auch ernsthafteste Album des Musikers, der sich unter anderem die Gesichter von Bob Dylan und John F. Kennedy auf den Leib hat tätowieren lassen, und der sich stilistisch seit seinem Erstauftauchen mit dem Song „White Iverson“ 2015 stets nachhaltig den Zuordnungen zu entziehen verstand. Austin Post Malone liebt Folk und Rock, auch gegenüber pathetischen Pop-Melodien hat er rein gar keine Berührungsängste.

Zunächst jedoch waren es in erster Linie seine Rap-Songs, die ihn zu einem der erfolgreichsten und am häufigsten gestreamten Musiker der Welt gemacht haben, neun Grammy-Nominierungen inklusive. Hierzulande richtig berühmt wurde er spätestens mit „Rockstar“, dem Duett mit Rapper 21 Savage, auch „Sunflower“ (mit Swae Lee), das tiefenmelodische „Circles“ oder das stürmische „Take What You Want“ (featuring Ozzy Osbourne und Travis Scott) dürften vielen für immer in den Ohren hängengeblieben sein. Jetzt aber hat Post Malone noch mal einen gehörigen Entwicklungssprung hingelegt.

Richtig schön

Mit seinen supergewieften Produzenten und Songschreibepartnern – darunter dem omnipräsenten Andrew Watt, bei einigen Songs auch Schwedenpopaltmeister Max Martin – hat er sich ein merklich organischeres Klangprofil verpasst. Hip-Hop und Rap spielen auf „Austin“ kaum eine Rolle, auch Gaststars fehlen völlig. Posty pur also. Dazu ertönt auf jedem Song eine Gitarre, manchmal auch Geigen, die Balladendichte ist nicht nur auffällig hoch, die megatraurigen, wenn auch hier und da vor Selbstverachtung etwas arg triefenden Nummern wie „Green Thumb“ oder „Hold My Breath“ klingen sogar richtig schön.

Das Album-Cover:

Das Cover von seinem neuen Album „Austin“

Wer sich überdies daran zu erfreuen versteht, wenn andere Menschen die große Liebe finden und in gospelartigem Überwältigungspop darüber singen, für die oder den ist das monumental-chorale „Something Real“ fraglos wie gemacht. Und selbst, wenn es einmal discokugelkompatibel wird, wie in der schimmernden Keyboard-Orgie „Chemical“, ist der Kern des Songs ein eher melancholischer.

Musikalisch zerfleddert Post Malone die achtziger Jahre auf seiner songtextlich immer wieder von Schlaglöchern ausgebremsten Reise in Richtung einer verantwortungsvolleren Lebensklarheit. Allerdings nicht ganz so schambefreit wie sein kanadischer Kollege und „One Right Now“-Kollaborationskumpel The Weeknd. Aber wer nicht erst in diesem Jahrtausend geschlüpft ist oder ein grundlegendes Interesse gegenüber elterlicher Musikvorlieben hegt, wer also etwa Billy Idol, Tears For Fears, Toto, Oasis, Nirvana oder Sting zu genießen weiß, wird mit „Austin“ wirklich wunderbar zurechtkommen.

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