Gaida Carrozzo
Montag, 05.06.2023 , 17:00 Uhr

Großes Abenteuer: Goslarerin (21) als Au-pair in Chicago

Die 21-jährige Giada Carrozzo aus Goslar ist seit acht Monaten als Au-pair in Amerika. Ein großer Wunsch, der für sie in Erfüllung ging. In der GZ erzählt sie von ihrem Alltag, spricht über kulturelle Unterschiede sowie Höhen und Tiefen in Chicago.

Family-Time: Die 21-jährige Giada (rechts) mit ihrer Gastfamilie.

Family-Time: Die 21-jährige Giada (rechts) mit ihrer Gastfamilie. Foto: Privat

Chicago. Auf in die große weite Welt: Vor circa acht Monaten ist die 21-jährige Giada Carrozzo aus Goslar im Flieger unterwegs nach Chicago. Bevor sie ein Studium beginnt, sei ihr größter Wunsch gewesen, zu reisen und die Welt zu erkunden. Ihrem Traum kam sie näher, als sie sich für ein Au-pair in den USA entschied. Nun lebt sie seit einigen Monaten bei einer amerikanischen Gastfamilie und erzählt der GZ von ihrem bislang größten Abenteuer.

Giada Carrozzo ist in Italien geboren, lebte dort einige Jahre mit ihren Eltern und ihrer großen Schwester, bis es die Familie nach Goslar zog. Hier eröffnete ihr Vater das bekannte Restaurant Rigoletto in der Spitalstraße. Für ein Au-pair hat sich Giada entschieden, um die freie Zeit vor ihrem Studium zu nutzen und gleichzeitig ihre Englisch-Kenntnisse zu verbessern. „Ich liebe es zu reisen, und ich wollte schon immer mal die USA sehen“, erklärt sie. Sie war bereits für einen Austausch in Südamerika, jedoch für eine viel kürzere Zeit. Der lange Austausch als Au-pair-Mädchen stand jetzt auf ihrer Liste. „Ich dachte, das ist eine coole Gelegenheit in die USA zu kommen und hier zu wohnen“, sagt die 21-Jährige. Zudem wollte sie herausfinden, wie die Menschen dort leben und welche kulturellen Unterschiede es gibt. Sie wohnt nicht direkt im Zentrum von Chicago, sondern in einem kleinen Vorort. „Das finde ich viel cooler, als nur die großen Städte zu sehen. So kann ich das richtige Leben hier kennenlernen“, erklärt Giada.

Aufregung und Vorfreude

„Ich habe mich nicht für Chicago entschieden, Chicago kam quasi zu mir“, spaßt die Weltenbummlerin. Sie habe Anfragen von verschiedenen Familien bekommen, von denen sie sich eine aussuchen konnte. Die Familie, für die sie sich letztendlich entschieden hat, ist eine Familie aus Chicago. „Wir haben einfach direkt gematcht und uns voll gut verstanden“, erzählt Giada. Sie haben vor ihrer Ausreise bereits viel per Videotelefonat gesprochen und sich so besser kennengelernt. Die Aufregung und Vorfreude wurde somit immer größer. Die Gastfamilie besteht aus einer Mutter und einem Vater sowie drei kleinen Söhnen in dem Alter von fünf, sieben und neun Jahren. Bei ihnen bleibt Giada noch für die nächsten zwei Monate und hat somit insgesamt zehn Monate in Chicago verbracht.

Giada feiert den Geburtstag eines ihrer Gastkinder.

Giada feiert den Geburtstag eines ihrer Gastkinder. Foto: Privat

Der Tagesablauf bei ihrer neuen Familie sieht wie folgt aus: Sie steht morgens früh auf, um die Söhne zu wecken. Sie putzt mit ihnen Zähne und macht sie für den anstehenden Tag fertig. Sie frühstücken gemeinsam und dann fährt sie die Drei zur Schule und holt sie am Mittag wieder ab. Zu Hause essen sie ein paar Snacks und nachmittags bringt sie ihre Gastkinder zu ihren jeweiligen Aktivitäten. Die drei seien sportlich sehr aktiv, sind Mitglieder beim Eishockey, Tennis, Fußball, Basketball und Taekwondo. Wenn keine Hobbys anstehen, verbringen sie auch gerne Zeit zu Hause. Dann werden Spiele gespielt, gebastelt oder sie gehen gemeinsam in den Park oder zum Bowling-Center. Abends essen die vier oft zusammen zum Abendbrot, bevor Giada ihnen eine Geschichte vorliest und sie abschließend ins Bett bringt. Ein voller Tag mit vielen Aufgaben. Au-pair ist französisch und heißt so viel wie: auf Gegenleistung. Ein Au-pair ist eben nicht nur ein abenteuerlicher Aufenthalt, sondern auch mit Arbeit verbunden.

Sportlich, aber ungesund

Mit der fremden Esskultur konnte sich Giada bisher noch nicht anfreunden. Sie kritisiert das Fast-Food und die ungesunde Ernährung der Amerikaner. Zu ihrem Glück: Ihre Gastfamilie versuche sich im Gegensatz zu anderen sehr gesund zu ernähren. Obst und Gemüse seien im Haus immer in großen Mengen vorhanden. Die frischen Lebensmittel seien in der Region besonders teuer, einer der Gründe, warum man sie deswegen in wenigen Haushalten findet. „Ich bin sehr froh darüber, dass ich bei meiner Familie eine große Auswahl an Lebensmitteln und Gerichten habe“, räumt die 21-Jährige ein.

In ihrer Freizeit macht Giada ebenfalls Sport und geht regelmäßig zum Yoga, Pilates und Tennis. Weil ihre Familie bei einem Country Club angemeldet ist, kann auch sie die Angebote kostenlos nutzen. Der Club habe ein Schwimmbad und viele andere Aktivitäten zu bieten. Ein Wochenende im Monat hat sie komplett frei, welches sie nach ihren eigenen Wünschen gestalten kann. Insgesamt hat sie während ihres Aufenthaltes nach Absprache mit ihrer Familie auch noch zwei Wochen offiziell Urlaub, den sie verbringen kann, wie und wo sie möchte. Die Familie habe zwei Autos, das Kleinere kann sie für ihr Leben außerhalb der Arbeit nutzen. „Man muss vorher fragen, also ist man schon etwas abhängig. Ich kenne andere Au-pairs, die ein eigenes Auto bekommen haben“, sagt Giada. In Amerika herrschen andere Regeln auf den Straßen, als in Deutschland. Probleme mit dem Straßenverkehr habe sie deswegen aber nicht, ganz im Gegenteil: „Es ist total cool hier, durch die Gegend zu fahren“, meint Giada.

Große Unterschiede

Unterschiede zu Deutschland gebe es laut Giada sehr viele: die Kultur, die Menschen, die Erziehung, die Optik der Menschen. „Die Leute hier sind sehr offen und gehen auf einen zu, aber sie sind auch sehr oberflächlich. Der Name darf niemals beschmutzt werden“, schildert Giada. Wie sieht mein Haus aus? Welches Image haben wir? Wo kommt man her? Das seien Fragen, mit denen sich die Amerikaner in ihrem Umfeld beschäftigen würden. Auch die Architektur der Häuser sei ganz anders: Gebäude, Autos, Parkplätze und Geschäfte viel größer.

Gemeinsam erleben sie viel in ihrer Freizeit.

Gemeinsam erleben sie viel in ihrer Freizeit. Foto: Privat

„Es ist eine komplett andere Welt“, sagt die 21-Jährige. Ihr Aufenthalt gefällt ihr bisher sehr gut, anfangs habe aber auch sie mit Höhen und Tiefen zu kämpfen gehabt. Ihr Heimweh habe ihr die Anfangszeit nicht leicht gemacht. „Es sind so Kleinigkeiten, die einem das Leben etwas erschweren. Man weiß nicht, wo man Pakete zurückbringt oder irgendwas kaufen kann. Man fühlt sich auch manchmal hilflos, aber das ändert sich alles mit der Zeit“, erzählt Giada. Sie habe am Anfang so viele Fragen gehabt, doch mittlerweile steige sie einfach ins Auto und fährt los.

Sie wurde über die Agentur Culture Care Au-pair vermittelt. Der Druck sei anfangs sehr groß gewesen, als sie gemerkt hat, dass sie auf sich allein gestellt und so weit weg von ihrer Familie ist. „Man hatte schon Angst, etwas falsch zu machen bei den Kindern“, räumt Giada ein. Man habe plötzlich nicht nur Verantwortung für sich, sondern zusätzlich für drei kleine Menschen. „Man ist unsicher, wie man mit den Jungs umgehen soll, wenn sie zum Beispiel etwas falsch machen“, erklärt Giada.

Verantwortung tragen

Mit Kindererziehung habe die 21-Jährige bisher auch noch keine großen Erfahrungen gemacht. Sie selbst habe die ersten Monate gebraucht, um sich an ihre neue Aufgabe zu gewöhnen sowie das Vertrauen der Kinder zu gewinnen und als Autoritätsperson angesehen zu werden. Immerhin sollten die auch in wichtigen Situationen auf sie hören. In dieser Zeit haben ihr ihre Freunde, die sie während ihres Aufenthaltes in Amerika kennengelernt hat, geholfen. Die Au-pairs helfen sich einander und sind füreinander da. Da sie alle in einer ähnlichen Situation stecken, können sie laut Giada manches besser nachvollziehen, als ihre Freunde in Deutschland.

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