Die englische Popsängerin Ellie Goulding hat am 7. April ihr fünftes Album „Higher Than Heaven“ veröffentlicht. Die 36-Jährige hat im Laufe ihrer Karriere schon unter anderem für Barack Obama, bei der Verleihung des Friedensnobelpreises, auf der Hochzeit von William und Kate und beim „Summit of First Ladies and Gentlemen“ in Kiew gesungen. In einem Interview spricht sie jetzt offen über Ängste und Zweifel.
Ich hatte den dringenden Wunsch, einfach etwas Leichtes und Unbeschwertes aufzunehmen. Die Menschen sollen sich beim Hören der neuen Songs so gelöst und großartig fühlen, als seien sie auf dem Weg zu einem anderen Planeten. Ich habe mich wirklich bewusst bemüht, die Realität von diesen Liedern fernzuhalten.
Das Wort, das die Stimmung von „Higher Than Heaven“ am besten wiedergibt, ist Euphorie. Electropop und Dance-Beats sind Elemente, die eine solche Pop-Euphorie in mir auslösen. Ich bin mit dieser Art der Rave-Music aufgewachsen, ich war der hedonistischen Clubkultur eng verbunden, als ich jung war. Meine Eltern und viele meiner Freunde haben diese Musik gehört. Und als ich selbst mit dem Songschreiben begann, hat mich Clubmusik sehr inspiriert.
Ziemlich zu Anfang meiner Karriere, zu der Zeit, als ich mit dem Produzenten Skrillex arbeitete und auch privat mit ihm zusammenkam. Damals habe ich begriffen, auf was für einer tiefen, fast übersinnlichen Ebene, Dance Music dich packen kann. Ich schrieb „Higher Than Heaven“ während der Lockdowns. Niemand, ich schon gar nicht, war während Corona in der Stimmung, Balladen zu machen oder auch nur zu hören.
So ist es, und es wird gewiss auch wieder nachdenklichere Songs auf meinem nächsten Album geben. Ich reflektiere aktuell sehr viel über mein Leben und über meine Reise zum Muttersein, verbunden mit all meinen Ängsten und der Form von Einsamkeit, die damit einhergeht, wenn du eine Frau mit Kinderwunsch bist.
Ich wollte meine Schwangerschaft erleben, ohne sie mit der Öffentlichkeit teilen zu müssen. Es lag mir sehr am Herzen, diese private Zeit mit mir selbst und mit meinem Mann zu verbringen. Deshalb habe ich erst nach dreißig Wochen öffentlich gemacht, dass ich ein Kind erwarte.
Nein. Nach zwei Monaten fragte mich ein Journalist sehr direkt per Textnachricht, ob ich ein Kind erwarte. Keine Ahnung, wie der das rausgefunden hat. Trotzdem konnte ich es sieben Monate für mich behalten. Ich bin sehr dankbar über meine Karriere, doch ich wünsche mir oft, ich sei unsichtbar. Wie cool es wäre, könnte ich mein Leben so genießen, wie jeder andere es genießen kann.
Nein, das tut mir gut. Ich singe meine Lieder auch, um mich weniger ängstlich zu fühlen. Die letzten Jahre haben mich dazu gebracht, anders auf das Leben zu blicken. Mit weniger Selbstverständlichkeit. Ich fühle mich sterblicher und verletzlicher. Krieg, Klimawandel, Pandemie, all das hat Dinge in ein anderes Verhältnis gerückt, Prioritäten verändert und uns unsere Zerbrechlichkeit aufgezeigt.
Ja, traurig zu sein, liegt ganz einfach in meiner Natur und hängt zweifellos auch mit einigen Erfahrungen in meiner Kindheit und späteren Liebesbeziehungen zusammen.
Ich habe nicht immer auf meine Gefühle gehört, war oft aufbrausend, dann wieder am Boden zerstört. Ich bin die totale Romantikerin, das war nicht immer gut.
Eindeutig ja. Ich liebe und ich werde geliebt. Das sind entscheidende Gewissheiten, wenn es darum geht, deinen Platz in der Welt zu finden und einzunehmen. Je besser ich mich selbst verstehe und akzeptiere, desto leiser werden die Momente, wo die Panik in mir hochkriecht und mich alles überfordert.
Ja, die Natur und die relative Abgeschiedenheit helfen mir sehr. Ich kann durch dieses Dorf laufen und keinen einzigen Menschen sehen. London ist anders, London ist eine Welt für sich, wo du ständig irgendein bekanntes Gesicht siehst. Hier, so weit vom Schuss, fühle ich mich am friedlichsten und schlicht am wohlsten. Der Ort gibt mir die Chance zu atmen.
Ich bin glücklich auf dem Papier (lacht). Ich liebe meinen Mann und meinen Sohn, uns geht es gut. Doch ich bin eben von Natur aus ein Mensch mit einer starken Veranlagung zum Grübeln. Ich sorge mich um die Welt, ums Klima, um die Artenvielfalt, die Obdachlosigkeit, die Zukunft als solche.
Mir hilft es sehr, mich mit anderen Menschen auszutauschen. Es ist extrem angenehm und tröstlich, sich nicht einsam zu fühlen und zu wissen, anderen geht es genauso wie mir. Ich versuche, das Glück in meinem persönlichen Leben zu finden und auch in meinem Aktivismus.
In einer Welt mit mehr Mitgefühl, Empathie und voller Menschen, die sich um einander und um den Planeten kümmern.