Geophysikalische Messungen
Dienstag, 19.09.2023 , 15:30 Uhr

Eine Studienreise: Braunschweiger fliegen nach Nordamerika

Eine Gruppe Physik-Studenten aus Braunschweig hat sich auf eine Reise nach Mexiko begeben. Sie untersuchten dort ein Gebiet, das nach einem Erdrutsch zerstört wurde. Zwei Studentinnen erzählen von ihren aufregenden Erlebnissen.

Die Studenten stehen auf dem Berg El Sarnoso (in Juitepec südlich von Mexiko-Stadt), dort kam es am 28. September 2021 zu einem

Die Studenten stehen auf dem Berg El Sarnoso (in Juitepec südlich von Mexiko-Stadt), dort kam es am 28. September 2021 zu einem Hangrutsch, bei dem mehrere Häuser zerstört wurden. Foto: Privat

Wir, eine Gruppe von zehn Studenten im Masterstudiengang Physik der TU Braunschweig, begaben uns Ende August auf eine geophysikalische Studienreise nach Mexiko. Diese wurde von unserem Professor Dr. Matthias Bücker vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik organisiert. Er hat bereits in Mexiko gelebt und konnte uns daher einen authentischen Einblick in die Kultur und das Land geben. Unser Ziel war es, eine Hangrutschung am Berg El Sarnoso in der Stadt Jiutepec im Bundesstaat Morelos mithilfe verschiedener geophysikalischer Methoden zu untersuchen.

Die Studenten haben neue Methoden ausprobiert.

Die Studenten haben neue Methoden ausprobiert. Foto: Privat

Diese Reise bot uns nicht nur spannende Erkenntnisse über geologische Risiken, sondern ermöglichte uns auch die Erkundung der faszinierenden mexikanischen Kultur. Unsere Reise begann am 18. August in der atemberaubenden Metropole Mexiko-Stadt. Die ersten Tage haben wir damit verbracht, die beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden. Von der archäologischen Stätte des damaligen historischen Zentrums der Stadt, dem Templo Mayor, bis hin zu der präkolumbischen Ruinenstadt Teotihuacán. Dort konnten wir die drittgrößte Pyramide der Welt, die Sonnenpyramide, bestaunen.

Durchführung einer Transienten-Elektromagnetik-Messung (Messung der Bodenleitfähigkeit) auf der Hangrutschung, um die Untergrund

Durchführung einer Transienten-Elektromagnetik-Messung (Messung der Bodenleitfähigkeit) auf der Hangrutschung, um die Untergrundstrukturen zu erforschen. Foto: Privat

Ein Besuch der Universidad Nacional Autónoma de México (Unam), eine der ältesten und zugleich größten Universitäten des amerikanischen Kontinents, stand ebenfalls auf dem Programm. Dort hatten wir am Servicio Sismológico Nacional auch die Gelegenheit, einen Einblick in die Erforschung von Erdbeben in Mexiko zu erhalten.

Zerstörung von Häusern

Anschließend reisten wir mit einigen Mitarbeitern des geologischen Instituts der Unam weiter nach Jiutepec, wo wir die nächsten vier Tage damit verbrachten, geophysikalische Messungen am Berg El Sarnoso durchzuführen. In dem Ort haben wir ein Haus gemietet, wo wir mit insgesamt 17 Leuten gelebt haben. Für die vier Tage war das aber kein Problem, da die Unterkunft total riesig war. Wir hatten dort einen Pool, einen Tennisplatz, drei Hunde, die auf dem Anwesen gewohnt haben und eine süße Ente.

In Jiutepec hatte sich vor etwa zwei Jahren ein Erdrutsch ereignet, der zu bedeutenden Schäden und Zerstörung einiger Häuser führte. Glücklicherweise konnten die dort lebenden Menschen damals rechtzeitig evakuiert werden. Allerdings leben heute noch einige Menschen in der Gefahrenzone, weshalb eine Neubewertung der Risikolage auf Grundlage unserer Messdaten erfolgen soll.

Bedeutende Arbeit

Mithilfe von Messmethoden der angewandten Geophysik, die auf der Messung von Widerständen, Magnetfeldern oder seismischen Wellen im Boden basieren, wollen wir ein umfassendes Bild des Untergrundes von El Sarnoso zeichnen und potenzielle Risikofaktoren identifizieren. Dabei erhielten wir großzügige Unterstützung bei der Bereitstellung der Messinstrumente und der Durchführung der Messungen von den Unternehmen Terratec und Geotem.

Die Untergrundstrukturen werden erforscht.

Die Untergrundstrukturen werden erforscht. Foto: Privat

Außerdem begleitete uns zur Sicherheit täglich ein Team des städtischen Bevölkerungsschutzes, der Protección Civil. Die Auswertung der Daten dauert wahrscheinlich noch bis Ende Oktober oder November. Als unsere geophysikalische Arbeit abgeschlossen war, machten wir uns auf den Weg zurück nach Mexiko-Stadt. In den verbleibenden Tagen unseres Aufenthalts nutzten wir die Gelegenheit, um die lebendige Kultur und das aufregende Nachtleben weiter zu erkunden. In einer Gruppe hat man sich sicher gefühlt und nichts von der Kriminalität mitbekommen – aber allein würden wir jedoch nicht durch diese riesige Stadt laufen. Die Menschen, die wir getroffen haben, waren alle super offen und herzlich. Die spontane Art der Mexikaner hat uns teilweise aber echt viel Geduld gekostet.

Als Vegetarier ist es dort fast unmöglich geeignetes Essen zu finden – wenn man zusätzlich kein scharfes Essen mag undenkbar. Wir haben viele Tacos, Quesadillas und Guacamole mit Nachos gegessen, aber auch mal etwas anderes probiert, was man in Deutschland nicht so häufig sieht, in Mexiko jedoch sehr gängig ist: Heuschrecken.

Eine farbenfrohe Abwechslung: Die Studenten aus Braunschweig in landesüblicher Tracht

Eine farbenfrohe Abwechslung: Die Studenten aus Braunschweig in landesüblicher Tracht. Foto: Privat

Es war auch erstaunlich zu sehen, wie verschieden mexikanische Hochkulturen sich im Vergleich zu europäischen entwickelt haben. Gerade im anthropologischen Museum, welches wir besucht haben, konnte man das gut sehen. Neben dem Genuss von Streetfood hatten wir die Möglichkeit für weitere aufregende Erlebnisse: der Besuch bei einem Turnier der Lucha Libre, einer mexikanischen Form des Wrestlings. Als Kontrast dazu schauten wir uns im Anschluss traditionelle mexikanische Volkstänze im Palacio de Bellas Artes an. Vor der Reise hatte man schon ein bisschen Angst vor der Kriminalität und vielleicht fremden Insekten, aber rückblickend hat sich das alles nicht wirklich bestätigt – wir haben uns sogar sehr wohlgefühlt.

Wir sind dankbar, dass uns die Reise durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst und den Braunschweigischen Hochschulbund ermöglicht wurde. Von Tempeln zu Hangrutschungen – unsere Reise war ein Abenteuer, das uns lange in Erinnerung bleiben wird.

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