GZ-Interview
Sonntag, 10.09.2023 , 16:00 Uhr

Der Goslarer Tim segelt aus Leidenschaft

Der 16-jährige Tim aus Goslar spricht im GZ-Interview mit der Jungen Szene über seine Leidenschaft Segeln. Er erzählt von seinen eigenen Anfängen und gibt Tipps, worauf man achten sollte. Am Chiemsee in Bayern will er andere Begeisterte ausbilden.

Tim beim Segeln.

Tim beim Segeln. Foto: Privat

Der 16-jährige Tim Becker aus Goslar hat ein besonderes Hobby. Seit acht Jahren betreibt er leidenschaftlich den Segelsport, ist Mitglied im Segelverein an der Innersten Talsperre und war zuletzt Segelausbilder an einer Jachtschule am Chiemsee. Dabei konnte er in diesem Sport schon einige Erfahrungen sammeln, er ist bereits viele Bootsklassen gesegelt und hat an Wettfahrten, den sogenannten Regatten teilgenommen. In einem Interview erfährt die GZ mehr über seine Anfänge und Erfolge.

Wie bist Du zum Segeln gekommen?

Meine Eltern und meine Großeltern sind früher gesegelt. So wurde ich in einem Urlaub an der Ostsee in einen Optimisten-Segelkurs geschickt. Eigentlich hat mir das nicht so gut gefallen. Später bin ich dann über einen Freund auf die Innerste Talsperre gekommen, habe dort das Segeln richtig gelernt und meine Leidenschaft dafür entdeckt. Ich habe am wöchentlichen Jugendtraining teilgenommen, bin Vereinsmitglied und habe schon verschiedene Boote gesegelt.

Wie fängt man mit dem Segeln an?

Normalerweise fängt man im Optimisten an. Das ist ein kleines Boot, das wie eine Kiste mit einem Segel aussieht. Darauf lernt man die Grundkenntnisse im Segeln, bevor man dann auf größere Boote umsteigt. Hauptsächlich bin ich dann auf Jollen gesegelt. Das sind kleinere Boote, die keinen „Kiel“, sondern ein „Schwert“ besitzen. Diese Boote können dadurch „kentern“, also bei zu viel Wind umkippen, da sie nur mit dem eigenen Gewicht gesegelt werden und keinen zusätzlichen Ballast, wie bei einem „Kiel“ besitzen, um das Boot stabil zu halten. Diese Boote sind dafür sportlicher und für Rennen gebaut.

Welche Boote bist Du schon gesegelt?

Nach dem Optimisten bin ich dann auf den „Teeny“ umgestiegen. Dieses sportliche Zwei-Mann-Boot besitzt schon bis zu drei Segel. In beiden Bootsklassen habe ich dann auch an Regatten auf der Innersten Talsperre teilgenommen. Heute bin ich vor allem auf dem Laser, einem sportlichen Ein-Hand-Boot mit einem Großsegel oder dem 420er, einer Zweimannjolle für Jugendliche und Erwachsene unterwegs. Ich bin zudem auf vielen weiteren „Gleitjollen“ gesegelt. Erste Erfahrungen im Fahrtensegeln konnte ich in einem Törn durch die dänische Südsee im letzten Sommer machen. Außerdem besitze ich einige Segelscheine für verschiedene Boote.

Im Sommer ist der 16-Jährige auf dem Chiemsee gesegelt.

Im Sommer ist der 16-Jährige auf dem Chiemsee gesegelt. Foto: Privat

Segelst Du dann lieber alleine oder zu zweit auf einem Boot?

Zu zweit ist es natürlich immer lustiger. Dann kann man sich unterhalten und im Team zusammenarbeiten. Das finde ich sehr cool. Alleine zu segeln ist etwas ganz anderes. Man ist völlig auf sich gestellt und für sich selber verantwortlich. Das kann auch manchmal etwas langweilig werden.

Was begeistert Dich beim Segeln am meisten?

Segeln ist sehr komplex und es gibt ständig etwas Neues zu entdecken und zu lernen. Mich fasziniert es sehr, dass man sich beim Segeln alleine durch Windkraft fortbewegt und in der Natur sportlich unterwegs ist. Mir gefällt es auch, sich neuen Herausforderungen auszusetzen und gerade bei viel Wind ein Freiheitsgefühl zu bekommen. Außerdem trifft man immer nette, coole Leute, die die gleiche Leidenschaft wie man selbst verfolgen.

Wie kam es dazu, dass Du dann am Chiemsee für vier Wochen als Ausbilder tätig warst?

In unserem Verein war das Jugendtraining schon immer so organisiert, dass die „Größeren“ den „Kleineren“ helfen. Da habe ich immer gerne meine Erfahrungen eingebracht und meine Kenntnisse weitergegeben. Da ich schon einige Kurse an den Segelschulen des DHH in Glücksburg und am Chiemsee absolviert habe, und ich begeistert von den Jachtschulen war, dachte ich mir, dass ich das Gelernte von dort als Ausbilder an andere weitergeben möchte. Gerade das Konzept der Jachtschule am Chiemsee gefiel mir schon als Teilnehmer immer gut. Es gibt diverse Bootklassen sowie Kurse und die Schule ist gleichzeitig auch Unterkunft für die Kursteilnehmer.

Tim liebt das Freiheitsgefühl.

Tim liebt das Freiheitsgefühl. Foto: Privat

Was hast Du dort genau gemacht?

Eine Woche habe ich die jüngsten Teilnehmer ausgebildet. Da geht es natürlich darum, den Spaß am Segeln zu vermitteln. Danach war ich Ausbilder für die Junioren. Die sind zwischen 11 und 13 Jahre alt und segeln auf Booten mit bis zu drei Personen, wie dem Kielzugvogel oder der Laser Bahia. Da geht es darum, die Grundkenntnisse, wie die Kurse zum Wind oder Bootsteile, zu vermitteln und vor allem viel praktisch auf dem Wasser zu üben. Zusammen mit anderen Ausbildern habe ich bis zu 50 Teilnehmer in einer Woche ausgebildet.

Was hat Dir dort besonders gefallen?

Mir hat vor allem die Zusammenarbeit mit anderen Ausbildern gefallen. In manchen Wochen sind an der Jachtschule bis zu 150 Teilnehmer. Da ist Teamwork zwingend notwendig. Zudem herrscht immer eine gute Stimmung zwischen den Ausbildern. Abends sitzt man zusammen oder geht segeln. Man lernt gegenseitig voneinander und findet gute Freunde. Wir haben die Möglichkeit, neue Boote auszuprobieren und mit dem besten Material zu segeln. Nebenbei bekommt man für die Tätigkeit Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung. Ich selber konnte ebenfalls einiges für mich dazu lernen und neue Erfahrungen sammeln.

Wo segelst Du dann am liebsten? Und warum?

Vom Segelrevier ist der Chiemsee oder die Ostsee natürlich etwas ganz anderes als die Innerste. Auf der Talsperre ist oft kaum oder nur sehr böiger Wind. Der Chiemsee ist deutlich größer und hat gleichmäßigere Winde. Außerdem ist das Alpenpanorama vom See aus schon sehr beeindruckend. Aber das Tolle an der Innersten ist einfach, dass man am Wochenende oder in der Woche nicht weit fahren muss, um segeln gehen zu können. Trotzdem ist es auch mal schön, etwas anderes als immer nur die kleine Talsperre zu besegeln. Der Chiemsee macht da schon mehr Spaß. Ich würde mich aber nicht für eins entscheiden wollen.

Wie kann man den Sport am besten lernen?

Meiner Meinung nach geht das am besten auf den kleinen Jollen. Die sind wendig und leicht zu steuern. Dafür ist es am besten eine Segelschule zu besuchen und an Anfängerkursen teilzunehmen. Der DHH ist da sicherlich eine sehr gute Möglichkeit in Glücksburg oder am Chiemsee. Oder man wird Mitglied in einem Segelclub- oder Verein, um von anderen lernen zu können und Erfahrungen auszutauschen. Diese haben meist einige Boote, auf denen man das Segeln lernen kann. Dazu gehört auf der einen Seite das theoretische Wissen, aber auch viel praktische Erfahrung. Deshalb ist es gut, wenn man regelmäßig auf dem Wasser unterwegs ist.

Was braucht man, um mit dem Segeln anzufangen?

Am Anfang braucht man dafür auch nicht viel, abhängig von den Temperaturen natürlich. Ein Neoprenanzug, vor allem bei Kälte, oder allgemein wassertaugliche Kleidung, ist auf jeden Fall notwendig. Eine Schwimmweste kann man sich meist irgendwo ausleihen. Dann hat man eigentlich schon fast alles, was man für den Anfang braucht.

Welche Hürden gibt es bei diesem Sport?

Eigentlich gibt es nicht wirklich welche. Man sollte auf jeden Fall gut schwimmen können. Das ist sehr wichtig. Ansonsten ist Segeln an sich nicht schwierig. Es gibt allerdings manche Themen, die etwas komplizierter sind. Und man sollte auch mal raue Wetterbedingungen abkönnen und keine Angst vor schnellerer Fahrt haben. Das ist eigentlich alles.

Was sind Deine Ziele und Wünsche für die Zukunft?

Ich habe auf jeden Fall vor wieder als Ausbilder an den Chiemsee zu kommen. Ich glaube da gibt es noch Vieles, was ich noch dazu lernen kann. Am Chiemsee möchte ich unbedingt noch viele andere für den Segelsport motivieren und meine Leidenschaft weitergeben!

Die Goslarsche Zeitung gibt es auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.


Meist gelesen
Weitere Themen aus der Region
Aktuelle E-Paper-Ausgabe
Blogs der Redaktion

Michael Horn

Ich koche weiter