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Auftakt in Stuttgart

GZ Plus IconToptalent Nieke Kühne: Aus Seesen zur Handball-WM

Handballspiel: Spielerin in schwarzem Trikot springt mit Ball, zwei Spielerinnen in weißen Trikots verteidigen mit erhobenen Armen.

Nieke Kühne, hier in einem Länderspiel gegen Frankreich, feiert am Mittwoch in Stuttgart ihr WM-Debüt. Foto: picture alliance/dpa

Es ist der erste Auftritt auf der ganz großen Handball-Bühne. Nieke Kühne aus Seesen startet am Mittwoch mit dem deutschen Frauenteam in die Heim-WM.

Von Björn Gabel Dienstag, 25.11.2025, 18:00 Uhr

Wenn am Mittwoch die Handball-Weltmeisterschaft der Frauen beginnt, dann werden sie in Seesen noch etwas genauer hinschauen. Nieke Kühne, die ihre Wurzeln beim MTV in der Sehusastadt hat, präsentiert sich erstmals auf der ganz großen Bühne – und das noch bei einer Heim-WM.

Für die 21-Jährige ist es die bisherige Krönung ihrer Laufbahn, die wie am Reißbrett gezeichnet scheint. In der Bundesliga gehört sie bei ihrem Verein HSG Blomberg-Lippe schon lange zu den absoluten Leistungsträgerinnen, hat alle Jugend-Nachwuchsnationalteams durchlaufen und rückte jetzt fast zwangsläufig ins 17-köpfige deutsche WM-Aufgebot.

Nominierung „wie im Film“

Die Nominierung war dann doch etwas Besonderes. „Es war wie im Film“, erzählt Kühne auf teamdeutschland.de. „Ich war zu Hause in Seesen und habe mit meiner Mutter darüber gesprochen, ob Markus (Bundestrainer Markus Gaugisch, d. Red.) mich wohl anrufen würde. Dann klingelte das Telefon, er war dran und wollte erst einmal mit mir über mein letztes Spiel sprechen. Ich war so aufgeregt und habe gesagt: Komm bitte zum Punkt! (lacht) Dann hat er mir mitgeteilt, dass ich zur WM eingeladen bin.“

Die 1,84 Meter lange Rückraumspielerin ist die Jüngste im Team, geht aber durchaus selbstbewusst an die Aufgabe, wie sie der ARD verriet: „Ich hoffe, dass ich mit meiner Leistung der Mannschaft helfen kann. Ich möchte mich nicht verstecken.“

Public Viewing im Sportheim

Eine erste Kostprobe ihres Könnens will sie am Mittwoch geben, wenn um 18 Uhr (Sporteurope.TV) in Stuttgart das WM-Eröffnungsspiel gegen Island angepfiffen wird. Im Seesener Vereinsheim wird es dann ein Public Viewing geben, sagt Spielwart Jürgen Hoffmeister: „Wir haben Platz für 50, 60 Leute, und es wird sicher voll.“

Eine Vereinsfahrt ins Schwabenland kam nicht zustande, weil die WM mit dem Alltag kollidiere und die Spiele längst ausverkauft seien, so Hoffmeister. So müssen sie in Seesen auf einen kostenpflichtigen Streamingdienst zurückgreifen – im Übrigen bis zum Viertelfinale, denn erst dann wird es im deutschen Erfolgsfall eine freie TV-Berichterstattung geben. „Ein Trauerspiel“, wie Hoffmeister befindet.

Talent schon früh erkannt

Dass sich Nieke Kühne für Handball entschied, lag nahe. Ihre Eltern waren selbst aktiv und nahmen ihr Kind gern mit in die Halle. Und dass da in ihr ein besonderes Talent schlummerte, zeigte sich schon bei Bundesjugendspielen. Als 10-Jährige habe sie den Ball, so wird in Seesen erzählt, schon 50 Meter weit geworfen. Viel hatte der MTV von seiner Ausnahmekönnerin nicht, die früh nach Northeim wechselte, weil es in Seesen keine Mannschaft gab. Über den TV Hannover-Badenstedt ging es dann zur HSG Blomberg-Lippe, wo sie zunächst im Internat lebte. Seit diesem Sommer wohnt Kühne erstmals allein.

Wann immer möglich, fährt sie zurück nach Hause, Seesen als Ruhepol sozusagen. „Sie ist unglaublich bescheiden geblieben, lässt nicht den Star heraushängen“, sagt Hoffmeister und erzählt eine Anekdote. Neulich habe sie jemand beim Einkaufen in Seesen getroffen, der von ihr eine Autogrammkarte wollte. Weil sie keine dabei hatte, notierte sie die Adresse des Fans und brachte die Karte anschließend persönlich vorbei. Gut möglich, dass nach der WM noch mehr Autogrammwünsche kommen werden.

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