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Vier Glückauf-Konzerte am Rammelsberg

Am Rammelsberg (von li.) Maik Herrmann, Paul Kunze, Urte Schwerdtner, Dr. Johannes Großewinkelmann.

Am Rammelsberg (von li.) Maik Herrmann, Paul Kunze, Urte Schwerdtner, Dr. Johannes Großewinkelmann. Foto: Kaspert

Goslar. Vom 19. bis 22. November kehren Rock und Pop mit vier bekannten Stars in die alte Schlosserei am Rammelsberg zurück: Joachim Witt, Heinz Rudolf Kunze, Laith Al-Deen, Oomph! – der Vorverkauf läuft.

Donnerstag, 28.08.2025, 00:00 Uhr

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Möglich wird das durch neue Partner am Berg: Maik Herrmann und Paul Kunze. „Wo lassen sich in Goslar bessere Geschichten erzählen als am Rammelsberg und im Bergbau“, sagt Herrmann, der auch bei seinen anderen Events wie beim Salz- und Lichterfest auf Erzählungen aus ist. Mit dem Partner aus Braunschweig geht es darum, „Musik ans Licht zu holen, die berührt, inspiriert, erhebt. Handgemacht, echt, unverstellt.“

Mit Stolz auf die Kultur

„Will man etwas Großartiges auf die Beine stellen, dann finde man den einzigartigen Ort – und synchronisiere Fähigkeiten und Leidenschaft aller Beteiligten. Die Energie vergangener Bergbau-Epochen ist im Weltkulturerbe Rammelsberg in jedem Augenblick spürbar. Unsere Glückauf-Konzerte nehmen diese Kraft auf. Sie schlagen Brücken zwischen Historie und Gegenwart, Industrie und Pop-Kultur“, sagen Herrmann und Kunze. „Mit abwechslungsreichen Line-Ups liefern wir Konzerterlebnisse, die in Erinnerung bleiben – und weitere Gründe, stolz auf den Kulturstandort Goslar zu sein.“ So umreißen sie das Konzept der Glückauf-Konzerte am Rammelsberg.

Der Goldene Reiter

Joachim Witt spielt am Mittwoch, 19. November. Sein Karrierestart wird zwar mit „Der Goldene Reiter“ zur Neuen Deutschen Welle gezählt, aber mit der reinen Spaßfraktion hatte selbst dieser frühe Text nicht viel zu tun. „An der Umgehungsstraße / kurz vor den Mauern unserer Stadt / steht eine Nervenklinik / wie sie noch keiner gesehen hat.“ Im Song geht es um den tiefen Absturz eines Erfolgsmenschen, der bis in die Psychiatrie führt.

Anders als nahezu alle anderen Hitlieferanten der NDW-Zeit hat Joachim Witt seit jener ersten Hochphase immer weiter Musik gemacht und Studio-Alben veröffentlicht. Durch den Hit „Wann kommt die Flut?“ im Duett mit Peter Heppner von Wolfsheim wurde er 1998 für die deutsche Gothic-Szene interessant. Witts Musik war kurzzeitig elektronisch unterwegs mit Anklängen an Rave (Studioalbum Neumond, 2014). Danach dominiert Rock. Stets singt er deutsch, oft über die Liebe, über Aufbruch und Suche, generell mit Lust am Pathos. Gern nennt er mit Verweis auf Wagner zwei Alben Bayreuth I und Bayreuth II, greift Rübezahl als Berggeist auf, der von den Menschen enttäuscht ist und die Einsamkeit der Wälder sucht. Heute tritt Joachim Witt auf großen Gothic- und Metalfestivals auf, arbeitet mit Bands wie Lord of the Lost und Mono Inc. zusammen. Zum 70. Geburtstag gönnte sich Joachim Witt 2019 unter dem Titel „Refugium“ eine schöne Auswahl seiner Songs im klassischen Gewand.

Dein ist mein ganzes Herz

Auch mit Heinz Rudolf Kunze am Donnerstag, 20. November, setzen die Glückauf-Macher auf einen Liedermacher mit Pop und Rock, der seit Jahrzehnten liefert. Ein Wortakrobat seit 1981, der 1985 mit „Dein ist mein ganzes Herz“ für viele Beobachter überraschend ein komplett radiotaugliches Album veröffentlichte und erstmals in den Top 10 auftauchte. Das gelang ihm noch mit einigen späteren Alben. „Können vor Lachen“ von 2023 klettert bis auf Platz 4. Als klassischer Liedermacher mit politischen Grundeinstellungen angefangen, ist Kunze heute in Rock und Pop gleichermaßen zu Hause. „Wir haben uns auf Teufel-komm-raus geliebt, dann kam er, und wir wussten nicht mehr weiter. Du machtest Dich nicht gut als sterbender Schwan, ich hab versagt als finsterer Reiter.“ Keiner textet souveräner als HRK: „Dein ist mein ganzes Herz, Du bist mein Reim auf Schmerz. Wir werden Riesen sein, uns wird die Welt zu klein.“ Kunze gibt am Berg ein Solo-Konzert, bei dem er Gitarre und Piano spielt. Dazu liest er Texte vor. Es wird der einzige bestuhlte Abend sein für ca. 400 Gäste.

Bilder von Dir

Am Freitag, 21. November, kommt Laith Al-Deen. Er hat in den 2000ern mit „Bilder von Dir“ und „Dein Lied“ zwei Hits gelandet. Er wurde 1972 als Sohn eines Irakers und einer Deutschen in Karlsruhe geboren und wuchs in den USA und in Mannheim auf. Ähnlich wie Kunze tritt er öffentlich dafür ein, dass die deutsche Sprache auch in der Popmusik zur Anwendung kommen sollte, statt der Weltsprache Englisch das Feld zu überlassen. 2016 eroberte er Platz 1 in den Deutschen Albencharts. Im Mai 2020 erschien sein zehntes Album „Kein Tag umsonst“, das Platz 3 erreicht. Keiner singt deutschen Pop mit mehr Soul.

Augen auf, ich komme!

Auch Oomph! am Samstag, 22. November, ist seit 35 Jahren deutschsprachig unterwegs. Mit „Augen auf“ gelang ihnen 2004 ein Nummer-1-Hit, was im Düster-Rock schon ein echtes Kunststück ist. Das Album dazu wurde vergoldet. „Ritual“ landet 2019 auf Platz 2 der Album-Charts. Seit Juni 2023 ist Der Schulz (von Unzucht) Sänger der Band, weil Dero auf eigenen Wunsch ausstieg. Das erste Album mit dem neuen Sänger „Richter und Henker“ erreicht Platz 7. Mit Rammstein und Neuer Deutscher Härte hat die Band wenig gemein. Sie kreuzt Metal, Alternative, Indie, Rock.

Die neue Handschrift

An diesen vier ersten Acts lässt sich ablesen, dass Maik Herrmann und Paul Kunze an kurzlebigen Trends oder gar Eintagsfliegen aus den Charts kein Interesse haben. Für sie gehören ins Welterbe ausschließlich gestandene Musiker, die nicht mehr beweisen müssen, Substanz zu haben. Die deutsche Sprache mit frischen Bildern zu pflegen, auch das eint die vier Starter, die damit als Werkzeug so gut umzugehen wissen wie mit Noten. Paul Kunze (HRK ist übrigens sein Vater) zur Vorgeschichte der neuen Reihe: „Wir wurden überall freudig empfangen, in der Stadt und am Berg. Auch deshalb starten wir.“ Weil in der Schlosserei bei 700 Plätzen Schluss ist, sind es keine wirtschaftlichen Überlegungen, die entscheidend sind. Auch die Stadt Goslar hat sich im Vorfeld eingeschaltet, um den Berg wieder mit Rock und Pop zu bespielen. Dabei ging es auch um die Vermittlung von Sponsoren, ohne die nichts geht. Hauptsponsor ist Hahne Spedition. Detlef und Joana Hahne bringen damit ihre Verbundenheit mit der Region zum Ausdruck. Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner: „Viele haben sofort gesagt: Wir machen mit, weil wir es großartig finden, wenn dort wieder was geboten wird. Ich habe die Türen geöffnet, die beiden Partner sind straight durchgegangen. Wir sind dankbar für diese guten Nachrichten in Zeiten, die grad nicht so toll sind.“ Dr. Johannes Großewinkelmann ist noch bis Ende des Jahres Geschäftsführer am Rammelsberg: „Wir sind als Welterbe sogar dazu verpflichtet, dass hier etwas stattfindet. Schon deshalb sind wir sehr dankbar, dass diese neuen Partner auf uns zugekommen sind. Im Bereich Rock und Pop ist nach dem Ende von Miner‘s Rock etwas Wichtiges weggefallen.“

Falls die Konzerte gut angenommen werden, soll es eine jährliche Reihe sein. Karten kosten je nach Konzert 49,95 Euro bis 55,50 Euro. Bei HRK kostet der Sitzplatz 69,50 Euro. Der Vorverkauf läuft auf www.glueckauf-konzerte.de und an allen Konzertkassen einschließlich Goslarsche Zeitung und Tourist-Info.

Vier Glückauf-Konzerte am Rammelsberg
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